In Paderborn gab er im Oktober sein Debüt als St. Paulis Trainer. In 17 Spielen holte er 25 Punkte. Jetzt geht es wieder gegen diesen Gegner.

Hamburg . Für Michael Frontzeck schließt sich mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn am Ostermontag (20.15 Uhr/Sky und Sport1 live) ein Kreis. Die Ostwestfalen waren am zehnten Spieltag der laufenden Zweitligasaison, am 21. Oktober vergangenen Jahres, der erste Gegner, mit dem es Frontzeck nach der Übernahme des Traineramtes beim FC St. Pauli zu tun bekam. Die Mannschaft vom Millerntor war damals Tabellenvorletzter der Zweiten Liga und hatte gerade einmal sieben Punkte gesammelt. Frontzecks Einstand verlief auch nicht ideal, nach einer 1:0-Führung erzielte bekanntlich ausgerechnet der im Sommer von St. Pauli nach Paderborn gewechselte Deniz Naki den 1:1 Ausgleich, die Kiezkicker blieben auf Rang 17, also einem der beiden direkten Abstiegsplätze.

Bis heute aber ergatterte der FC St. Pauli unter der sportlichen Leitung von Frontzeck sieben Siege, spielte viermal unentschieden und verlor sechsmal. "Wir haben jetzt in 17 Spielen 25 Punkte geholt. Ich finde, das ist eine vernünftige Bilanz", sagt Frontzeck über seine halbe Saison bei St. Pauli. In der Tat: Hochgerechnet auf eine gesamte Spielzeit hätten 50 Punkte in den vergangenen Jahren immer gereicht, um in der oberen Tabellenhälfte zu landen.

Dies wird auch durch die "Frontzeck-Tabelle" bestätigt. Seit er in Hamburg im Amt ist, haben in der Zweiten Liga in den 17 Partien vom zehnten bis inklusive 26. Spieltag nur fünf Mannschaften mehr Punkte geholt. Ob dem FC St. Pauli in dieser Saison nun doch noch gelingt, auf einem einstelligen Tabellenplatz ins Ziel zu kommen, ist hingegen fraglich, denn die Mannschaft hat eben nicht mehr 17, sondern nur noch acht Spiele zu bestreiten und ist aktuell mit 32 Punkten Zwölfter. Trainer Frontzeck aber richtet jetzt den Blick nach oben statt nach unten. "Wir haben vor dem Relegationsplatz acht Punkte Vorsprung und nur drei Punkte Rückstand auf Rang neun, den Paderborn einnimmt. Der kürzere Weg ist also der nach oben. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir den nehmen würden", sagt er.

Sollte seiner Mannschaft der erhoffte Erfolg gelingen, würde sich der Vorsprung auf den 16. Rang auf mindestens zehn vergrößern. Bei dann nur noch sieben Spielen wäre dies der wohl entscheidende Schritt zum Klassenverbleib. Doch Frontzeck warnt zu Recht vor der Auswärtsstärke der Paderborner. "Sie haben 20 ihrer 35 Punkte auswärts geholt. Es ist ein Team, das sich leichter damit tut, wenn es nicht selbst das Spiel gestalten muss", sagt er. Dies sei im Übrigen bei vielen Mannschaften der Zweiten Liga der Fall.

Zudem, so hat Frontzeck festgestellt, sei die Spielklasse insgesamt sehr ausgeglichen. Bestes Beispiel sei dafür die Partie zwischen dem angehenden Aufsteiger Braunschweig und dem Abstiegskandidaten Dresden (2:1) am Donnerstagabend gewesen: "Als neutraler Betrachter konnte man nicht erkennen, welches Team oben und welches unten steht." Dies bestätigte ihn in der weiteren Einschätzung: "Auch unter uns stehen Mannschaften, die nicht schlechter besetzt sind als wir."

Wenn er die vergangenen Monate Revue passieren lässt, kommt Frontzeck zum einen zu dem Schluss: "Ich bin mit dem, was die Mannschaft größtenteils angeboten hat, einverstanden." Zum anderen aber gehen seine Gedanken auch zurück an den zu jenem Zeitpunkt unerwarteten, desaströsen Auftritt beim SV Sandhausen. Mit 1:4 ging St. Pauli dort im Februar unter. Heute sieht Frontzeck dieses Erlebnis als einen für den weiteren Saisonverlauf wichtigen Wendepunkt. "Diese deftige Niederlage war ein Warnschuss zur rechten Zeit. Die Mannschaft hat danach eine gute Reaktion gezeigt, sich selbst in die Pflicht genommen und sich auch ein Stück aus dem Schlamassel befreit", sagt er. Doch kaum hat er dies ausgesprochen, scheint er sich selbst zu erschrecken und fügt ganz schnell an: "Aber wir sind noch nicht durch."

Dabei musste Frontzeck gerade in den jüngsten vier Spielen feststellen, dass sich die größte Problematik in seinem Team verschoben hat. War inklusive der Heimniederlage gegen Köln (0:1) noch die Torflaute das große Thema, so ist dies jetzt durch die wieder anfällig gewordene Abwehr abgelöst worden. "Jetzt treffen wir vorne, nun hapert es hinten. In einer relativ jungen, neu zusammengestellten Mannschaft hat man immer wieder Felder, die man bearbeiten muss. So wie ich damals gesagt habe, dass jeder eingeladen ist, Tore zu schießen, ist es nun auch nicht allein Aufgabe der Abwehr, gegen den Ball zu verteidigen", sagt Frontzeck.

Auch wenn diese aktuelle Saison noch nicht gelaufen ist, wagt Frontzeck doch schon einen Blick auf die kommende Spielzeit. "Vielleicht wird es so sein, dass uns im Sommer wieder einige Leistungsträger verlassen", sagt er angesichts dessen, dass es noch keine Entscheidung über die ausgeliehenen Stammspieler Daniel Ginczek, Patrick Funk und Christopher Avevor gibt. "Wir wollen aber jetzt schnell eine Mannschaft zusammenstellen, mit der wir zwei, drei Jahre arbeiten können und die nicht direkt wieder auseinanderbricht", sagt Michael Frontzeck.