Trotz zwei Erfolgen in Serie bleibt der FC St. Pauli vor dem Duell gegen Regensburg verhalten. Buchtmann fällt wochenlang aus.

Hamburg. Sicherlich, die Situation sei wieder "ein bisschen rosiger" geworden, gibt Michael Frontzeck zu. Dass man sich durch die vorangegangenen Erfolge gegen Frankfurt und Aalen jedoch Luft im Kampf um den Klassenerhalt verschafft habe, davon will der Trainer des FC St. Pauli angesichts von nur fünf Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16 nichts wissen. "Es ist alles relativ eng, und da stehen Mannschaften wie Dresden oder Bochum hinter uns, mit denen man dort nicht unbedingt gerechnet hatte", spricht der 48-Jährige warnende Worte. Da mit dem Tabellenletzten Jahn Regensburg an diesem Freitag (18 Uhr/Sky, Ligatotal und im Liveticker auf abendblatt.de) jedoch ein Team am Millerntor gastiert, mit dem in jener Region zu rechnen war, winkt den Hamburgern erstmals seit August 2011 wieder eine Siegesserie von drei Spielen in Folge - und der Ausbau des Punktepolsters.

Frontzeck weist solche Gedankenspiele im Vorfeld einer "ganz schweren Aufgabe" von sich. Gründe dafür liefern neben dem naturgemäßen Respekt vor dem Gegner derzeit auch die täglichen Meldungen aus dem Krankenlager der Hamburger. Zwar lehnt der Coach Jammern über die Personalsituation grundsätzlich ab, "doch es wäre auch mal wieder schön, alle Spieler auf dem Platz zu haben", sagt er. Dass dies jedoch in den kommenden Wochen nicht der Fall sein wird, musste Frontzeck am Donnerstagmittag in der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel bekannt geben.

Denn ausgerechnet Spielmacher Christopher Buchtmann wird den Hamburgern im Abstiegskampf lange fehlen. Der 20-Jährige wurde am Donnerstagmorgen überraschend am Fuß operiert. Im Spiel gegen den FSV Frankfurt (3:0) hatte Buchtmann einen Schlag auf jene Stelle bekommen, an der er sich im Mai 2011 in Köln einen Mittelfußbruch zugezogen hatte. Zunächst gingen St. Paulis Mediziner von einer starken Prellung aus. Weil der Mittelfeldspieler einen Laufversuch am Montag abbrechen musste und noch stärkere Schmerzen verspürte, entschied man sich nun für eine Operation. Dafür flog Mannschaftsarzt Dr. Johannes Holz extra aus dem Urlaub ein. "Um den Mittelfuß dauerhaft zu stabilisieren, haben wir einen Titanstift eingesetzt", erklärte Holz die Behandlung der sogenannten Jonesfraktur. "Wenn alles optimal verläuft, ist Buchti gegen Ende der Saison wieder dabei", hofft Frontzeck.

Weil mit Fin Bartels (Aufbautraining nach Muskelfaserriss) und Kevin Schindler (Sprunggelenk) zwei weitere Mittelfeldspieler ausfallen und Innenverteidiger Florian Mohr mit einer Grippe fehlt, sind Alternativen Mangelware. Die Buchtmann-Vertretung, die Lennart Thy zuletzt nur mit bedingtem Erfolg übernehmen konnte, wird gegen Regensburg wohl Dennis Daube zufallen. "Dennis ist eine Option. Er ist gelernter Offensivspieler und hat in der Jugend eigentlich immer diese Rolle gespielt", bestätigte Frontzeck. Nicht nur der personelle Engpass hat auf St. Pauli in den vergangenen Wochen Zurückhaltung gelehrt. Wähnte sich manch einer in der Winterpause mit sechs Punkten Vorsprung auf die unteren Ränge vor dem Sprung in die gesicherte Tabellenhälfte, geht der Blick inzwischen nur noch nach unten. "Es kann bis zum letzten Spieltag eng werden", sagt Torhüter Philipp Tschauner, "fünf Punkte sind gar nix." Für ihn ist das Duell gegen Regensburg "mit das wichtigste Spiel der Saison". Denn im Hinspiel ging das Team unter der Leitung der Co-Trainer Thomas Meggle, Timo Schultz und Mathias Hain mit 0:3 unter, zeigte eine der schwächsten Leistungen der Saison. "Dieses Gefühl aus Regensburg müssen wir noch einmal hervorrufen, um zu verinnerlichen, dass uns das nicht mehr passieren darf", appelliert ein demütiger Tschauner.

Gelingt dies, könnte mit dem dritten Sieg in Serie und dem Sprung über die 30-Punkte-Hürde (aktuell 29) ein Meilenstein in Sachen Klassenerhalt gesetzt werden. In den vergangenen Jahren reichten schon 35 und 33 Punkte für den Zieleinlauf über dem Strich. Die viel zitierten 40 Punkte wurden zuletzt 2006 benötigt. "Ich warne davor, zu sehr auf die Tabelle zu schauen, die interessiert mich wenig", entgegnet ein zu Recht verhaltener Frontzeck. Zu viele Rückschläge hat er in 15 Spielen auf St. Paulis Trainerbank schon erlebt. Personell und spielerisch.