Verteidiger des nächsten Gegners SV Sandhausen sorgt bereits für die Zeit nach der Profilaufbahn vor – und hat Hamburg fest im Blick.

Hamburg. Seine Homepage erinnert noch immer an die glanzvollen Zeiten. An die Momente, als Kapitän Fabio Morena den FC St. Pauli aus der grauen Regionalliga-Tristesse zurück in den Profifußball führte. Die Startseite zeigt ihn im braun-weißen Trikot, freudestrahlend lässt er sich von den Zuschauern feiern. Ovationen ruft der 32-Jährige auch heute noch beim Hamburger Anhang hervor, so wie beim Hinspiel am Millerntor, als das Publikum minutenlang ausgerechnet für den Gegner applaudierte. An diesem Sonntag trifft Morena schon zum zweiten Mal mit dem SV Sandhausen auf St. Pauli.

Trotz des notgedrungenen Vereinswechsels nach neun Jahren im Sommer – Morena hatte nach monatelangen Gesprächen überraschend keinen Vertrag mehr erhalten – ist der Verteidiger weiter ein Thema in Hamburg. Die Entwicklungen beim Kiezclub beobachtet er aus dem rund 600 Kilometer entfernten Sandhausen ganz genau, denn schon jetzt bereitet er sich auf eine Rückkehr zu seinem eigentlichen Club, dem FC St. Pauli, vor. Nach der aktiven Sportlerkarriere soll Morena in noch ungeklärter Funktion am Millerntor tätig werden. „Das ist für mich natürlich eine interessante Option, eine absolute Herzensangelegenheit“, verrät der Deutschitaliener. „Ich bin mit den Verantwortlichen bei St. Pauli immer wieder im Gespräch darüber.“ Für diese Zeit sorgt er jetzt schon vor: Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen soll in zwei Jahren abgeschlossen sein, aktuell erwirbt Morena zudem den B-Trainerschein. Die A-Lizenz soll anschließend folgen. Zunächst sieht Morena für sich jedoch noch „zwei, drei gute Jahre im Profifußball“.

Während die Vorbereitungen für die Laufbahn nach dem Sport getroffen sind, sucht er in Sandhausen noch nach einer Linie. Der Start war in der zweiten Jahreshälfte 2012 misslungen. Unter Ex-Trainer Gerd Dais pendelte Morena zwischen Innenverteidigung, defensivem Mittelfeld und Bank. Der neue Coach Hans-Jürgen Boysen beorderte ihn im Trainingslager nach ganz hinten, zum Jahresauftakt gegen Union Berlin (1:3) fand sich Morena aufgrund mangelnder Alternativen aber erneut auf der Sechserposition wieder. Bei St. Pauli war er jahrelang ausschließlich in der Abwehrzentrale aufgelaufen. „Ich brauche jetzt Kontinuität und möchte ganz klar sagen können: ,Das ist mein Platz‘“, fordert er.

Seine Situation, sein Spiel hat er in der Winterpause noch einmal auf den Prüfstand gestellt. „Ich habe alles hinterfragt, mich neu motiviert und will noch einmal richtig angreifen“, kündigt der Routinier an. Den Abstiegskampf mit dem Tabellen-17., der mit 42 Gegentoren die schwächste Abwehr der Liga stellt, hat er angenommen. Während St. Paulis scheidender Publikumsliebling Marius Ebbers jüngst erklärte, Clubs wie Sandhausen oder VfR Aalen tue er sich nicht mehr an, wäre sich Morena auch für die Dritte Liga nicht zu schade. „Mein Vertrag läuft bis 2014 und gilt für beide Ligen. Ich gehe davon aus, dass es für mich hier weitergeht“, erklärt er. Zwar hätte sich der Musterprofi ein Aufeinandertreffen mit St. Pauli in gänzlich anderer Tabellenkonstellation gewünscht, besondere Vorfreude hegt der gebürtige Schwabe aber dennoch auch vor dem für beide Teams wichtigen Duell. „Das Hinspiel war schon ein unglaubliches Erlebnis, und auch diesmal ist die Freude groß“, sagt Morena, der am Rande der 1:2-Hinspielniederlage offiziell in Hamburg verabschiedet worden war.

Der Kontakt zu ehemaligen Mitspielern wie Fabian Boll, Florian Bruns, Thomas Meggle oder Timo Schultz ist keineswegs abgerissen, vor der Partie gar intensiviert worden, erklärt Morena. „Die eine oder andere SMS ist da derzeit unterwegs“, sagt er.

Der letzte Eintrag seiner Homepage stammt übrigens vom Februar 2009. Darin freut sich Morena über den ersten Sieg des Jahres – und ein Spiel ohne Gegentor.