Leihspieler Christopher Avevor überzeugt in der Innenverteidigung. Trainer Michael Frontzeck hat auf dieser Position ein Luxusproblem.

Hamburg. "Das ist alles nur mit der Luftpumpe aufgepumpt", ruft Markus Thorandt aus der Umkleidekabine. Er hat mitgehört, wie Christopher Avevor über seinen Modellkörper gesprochen hat, dass die Muskelpakete ein Stück weit Veranlagung, aber auch das Ergebnis einiger Extraeinheiten seien. "Ich mach das nur, um meinem Vorbild Markus Thorandt näherzukommen", kontert Avevor etwas lauter, damit sein Kollege in der Kabine es auch auf jeden Fall mitbekommt. "Torre" und "Jackson", so der Spitzname des 20-Jährigen, den er aus Hannover, seinem Stammverein, mitbekommen hat, verstehen sich nicht nur abseits des Platzes gut.

Auf dem Platz sorgte Avevor zusammen mit dem Bayern in der Innenverteidigung zuletzt dafür, dass der FC St. Pauli hinten sicher stand. Gegen Kaiserslautern brachte er Mohamadou Idrissou zur Verzweifelung und wurde in die "Kicker"-Elf des Tages gewählt. Die neue Sicherheit ist die Basis des derzeitigen Erfolgs.

Erst unter Frontzeck - und aufgrund der Verletzung von Florian Mohr - bekam Avevor die Chance, sich in der Innenverteidigung zu präsentieren. Sechs der acht Spiele absolvierte der gebürtige Kieler seit dem Trainerwechsel in der Defensivzentrale. In dieser Zeit kassierte St. Pauli nur sieben Gegentreffer. In neun Partien davor waren es zwölf. Die Bilanz spricht für Avevor.

Dass der U20-Nationalspieler und seine Kollegen in der Defensive verinnerlicht haben, was Frontzeck vorgibt, zeigt schon die Ausdrucksweise: "Wir haben unsere Ordnung gefunden", sagt der Leihspieler. Ordnung ist der Lieblingsausdruck des Trainers. "Es wirkt, als stünden wir sicherer, aber wir sind einfach kompakter, und auch die Offensivspieler arbeiten mehr nach hinten."

Avevor, der sich eher als Innenverteidiger sieht, es aber auch mag, die Linie hoch- und runterzulaufen, ist es letztlich egal, wo er spielt. "Ich bin hier, um mich weiterzuentwickeln und froh darüber, dass ich die Position mal wechseln darf." Flexibilität sieht er als Vorteil, auch für die Karriere. Wohin die ihn führen wird, ob er nach der Saison zu 96 zurückkehrt, darüber mache er sich im Moment keine Gedanken. Es geht um das Hier und Jetzt. Und wenn Mohr wieder einsatzbereit ist, hat Frontzeck ein Luxusproblem in der Innenverteidigung - und Avevor "darf" wohl wieder auf den Flügel.