Hamburg. Mit einigem Neid dürften die Verantwortlichen des MSV Duisburg diese Woche zu ihrem nächstem Gegner (So., 13.30 Uhr, Millerntor) geschaut haben. Das Präsidium des FC St. Pauli konnte gerade einen Jahresüberschuss von 150 000 Euro präsentieren. Davon ist der Traditionsklub aus dem Duisburger Norden weit entfernt. Den Verein plagen Verbindlichkeiten in Millionenhöhe, es droht die Insolvenz.

Der Fünftligist KFC Uerdingen, ebenfalls mit einigermaßen glorreicher Bundesligavergangenheit ausgestattet, hat dem Nachbarn bereits Hilfe angeboten. Ein Benefizspiel wird die "Zebras" nicht retten, zeigt aber, dass Hoffnung besteht, nachdem Walter Hellmich, Stadionbauer auf St. Pauli und ehemaliges Vorstandsmitglied des MSV, mit seinem Vorschlag, von einer Investorengruppe Geld in den Verein pumpen zu lassen, auf Ablehnung gestoßen ist.

Von den finanziellen Sorgen will sich die Mannschaft von Trainer Kosta Runjaic nicht beeinflussen lassen. Die sportlichen Sorgen sind ähnlich groß. Der MSV, als Kandidat auf das obere Tabellendrittel der Zweiten Liga angetreten, ist noch schlechter aus den Startlöchern gekommen als der FC St. Pauli und liegt vor dem Duell auf dem 16. Tabellenplatz. "Natürlich sind wir über die finanzielle Situation informiert", sagt Runjaic, "aber wir tun gut daran, uns auf das Sportliche zu konzentrieren. Wir müssen und wollen alles für das Wohl des MSV tun."

Um den Kopf freizubekommen, versammelte sich die Mannschaft unter der Woche zum Kochen für die Spielerfrauen. Modernes Teambuilding, bei dem am Lachs erprobt wurde, was die Mannschaft am Sonntag mit St. Paulis Defensive vorhat: filetieren.

Der MSV hat Selbstbewusstsein getankt, die Leistungskurve zeigte zuletzt nach oben, aus den Spielen gegen Köln und Aue holte die Mannschaft vier Punkte. "Natürlich kriegen wir mit, was rund um den Verein los ist. Aber es ist für uns nur Ansporn, auf dem Platz noch mehr für den MSV, die Fans und die Mitarbeiter zu kämpfen", sagte Abwehrspieler Andre Hoffmann. Die wirtschaftliche Krise macht den MSV zu einem angeschlagenen Boxer. Und mit einem Sieg am Millerntor könnte Duisburg nach Punkten zu St. Pauli aufschließen und die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck mit in den Abstiegskampf ziehen.

Chefscout Stefan Studer verlässt den FC St. Pauli zum Jahresende. Der 48-Jährige besaß beim Zweitligisten einen Vertrag bis 2015, bat jedoch um vorzeitige Auflösung. Der Ex-Bundesligaprofi hatte seit 2009 für St. Pauli die Spielerbeobachtung geleitet.