Der Vizepräsident wurde auf zahlreichen Plakaten zum Rücktritt aufgefordert. In zwei Wochen findet die Jahreshauptversammlung statt.

Hamburg. Für Gernot Stenger war die Partie gegen den VfL Bochum ein Vorgeschmack auf ungemütliche November-Wochen. St. Paulis Vizepräsident wurde auf zahlreichen Plakaten zum Rücktritt aufgefordert. Zwei Wochen vor der Jahreshauptversammlung (JHV) am 26. November steht das Präsidium bei Teilen der Anhängerschaft in der Kritik - und muss sich auch noch eines Angriffs des Aufsichtsrats erwehren. Auf einen Antrag zu seiner Abberufung, in dem ihm vorgeworfen wird, die Unwahrheit gesagt zu haben, reagierte Stenger gestern. Der Antrag basiere auf nicht zutreffenden Behauptungen, erklärte der 55-Jährige. Die Antragsteller aus der Abteilung Fördernder Mitglieder (AFM) hatten Stengers Mitwirken am neuen Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga als "nicht tolerabel" bezeichnet.

Der Rechtsanwalt war Teil einer DFL-Kommission, die das Konzeptpapier "Sicheres Stadionerlebnis" erarbeitete. Stenger habe nicht im Sinne der Fans, sondern gegen deren Interessen gehandelt, hieß es. "Es war mir nicht möglich, stets meine Meinung zu einzelnen Punkten durchzusetzen", sagte Stenger. Daraufhin habe man das Konzept wie zahlreiche andere Klubs jedoch abgelehnt und auf Modifikationen gedrängt. So habe er sich beispielsweise für die Erweiterung der Kommission um Fan-Vertreter starkgemacht, erklärte Stenger. Auf Druck des Anhangs hatte er sich im Oktober aus dem Gremium zurückgezogen. Ein Rücktritt auf St. Pauli steht indes nicht zur Debatte. Der Vorstand um Präsident Stefan Orth will sich vielmehr im Vorfeld der JHV für Stenger starkmachen. Zur Abwahl wäre laut Satzung eine Dreiviertelmehrheit notwendig.

Ärger droht auch durch einen Antrag des Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium will künftig vor Neueinstellungen leitender Angestellter (z.B. Trainer) eine Kandidatenliste zur Absegnung vorgelegt bekommen und auch über Entlassungen solcher Führungskräfte mitbestimmen. Das Präsidium befürchtet Eingriffe ins Tagesgeschäft.

Das DFB-Sportgericht hat den FC St. Pauli wegen Fehlverhaltens seiner Fans zu einer Strafe in Höhe von 6000 Euro verurteilt. Der Klub hat zugestimmt.