Hamburg. Als Marius Ebbers gestern Nachmittag zum Training des FC St. Pauli an der Kollaustraße erschien, warteten seine Mitspieler bereits auf ihren ausgezeichneten Kollegen. Der Stürmer hatte am Morgen in Berlin die Fairplay-Medaille der DFB-Aktion "Fair ist mehr" erhalten. Ebbers, 34, hatte am 10. April im Heimspiel gegen Union Berlin beim Stand von 1:1 einen Treffer mit der Hand erzielt, dies aber dem Schiedsrichter mitgeteilt. Von den Mitspielern gab es nicht nur Glückwünsche. "Die Jungs haben mich veralbert. Aber ganz ehrlich: Hätte ein anderer Spieler diese Medaille gewonnen, hätte ich auch Witze gerissen", sagt Ebbers, der keine große Sache aus der Würdigung machen wollte. "Ich freue mich darüber, werde aber keinen Champagner köpfen oder gar eine Party schmeißen. Die Auszeichnung wird auch nicht mein Leben als Fußballer verändern."

Eben jenes Fußballerleben war zuletzt nur selten von Erfolgserlebnissen geprägt. Lediglich einen Treffer konnte der Mittelstürmer in dieser Saison für sein Team beisteuern. Vor dem Zweitligaspiel am Sonntag beim SC Paderborn ist nicht klar, ob Ebbers oder sein Konkurrent Daniel Ginczek, der in der vergangenen Woche drei Treffer im Testspiel gegen Viktoria Wien erzielt hatte und derzeit leicht die Nase vorn zu haben scheint, in der Startformation stehen wird. "Da bin ich der falsche Ansprechpartner", so Ebbers einsilbig, bekennt dann aber immerhin, dass bei der eigenen Leistung "noch mehr geht". Auf seinen Instinkt will sich Ebbers im Bezug auf seine Chancen nicht verlassen: "Mein Bauch sagt mir gar nichts. Auf den höre ich sowieso nicht mehr."

Die sportliche Leitung nimmt den erfahrenen Stürmer angesichts des 17. Tabellenplatzes in die Pflicht. "Marius weiß, dass er eine Schippe drauflegen kann. Er muss weiter hart arbeiten und treffen. Mit der Pieke, dem Hintern. Ganz egal", sagt Sportdirektor Rachid Azzouzi. "Aber das gilt nicht nur für Ebbers."

Die zuletzt verletzten St.-Pauli-Profis Lennart Thy (Außenbandanriss) und Florian Mohr (Rücken) stiegen gestern wieder ins Mannschaftstraining ein.