Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Sie hatten ihre Schlüsse gezogen, die Probleme erkannt. Bereits während der Rückrunde der vergangenen Saison seien im Spiel St. Paulis Stagnation und Rückentwicklung erkennbar gewesen, sagt Vizepräsident Jens Duve. Eine erstaunliche Einschätzung, die die Frage aufwirft, weshalb die Verantwortlichen im Mai den sauberen Schnitt ausließen und André Schuberts Beurlaubung bis gestern, mehr als vier Monate lang, hinauszögerten.

Es mag unterschiedliche Meinungen darüber geben, ob die Kritik und Vorwürfe gegenüber dem Trainer berechtigt waren. Wer aber als Entscheidungsträger zu einer derart negativen Lagebeurteilung kommt und diese dennoch ignoriert, muss rückblickend Fehler einräumen. Unverständlich, ja geradezu fahrlässig, dass die Verantwortlichen nicht im Sommer die Reißleine zogen und das - intern bereits beschlossene - Ende mit Schrecken verhinderten.

Der propagierte Neustart mit dem angeschlagenen Trainer wäre nur bei einem ergebnisunabhängigen, bedingungslosen Vertrauensbündnis, mindestens bis zum Sommer 2013, möglich gewesen. Stattdessen blieben Argwohn und Misstrauen. Verein und Trainer erwiesen sich als nicht kompatibel. Das Präsidium hätte allen Beteiligten viereinhalb Monate ersparen können. Jene Entschlossenheit und Klarheit, die das Gremium gestern demonstrierte, wäre so bereits im Mai wünschenswert gewesen.