Ein Kommentar von Peter Wenig

Keine Frage, die Abstimmung mit den Füßen hat der FC St. Pauli auch gestern wieder gewonnen. Das Millerntor war erneut fast ausverkauft, obwohl der Gegner Aalen unattraktiv war und die Anstoßzeit mit 17:30 Uhr nur noch unter der Rubik "fanfeindlich" zu verbuchen ist.

Die meisten Anhänger der 18 deutschen Zweitligaklubs mussten in dieser Woche entweder Überstunden abfeiern oder einen Tag Urlaub einreichen, um ihren Verein im Stadion zu unterstützen. Wer zahlt, schafft an - dies gilt eben nicht nur auf dem Kiez, sondern auch im Profifußball. Die Vereine haben an das Fernsehen, das ihre Etats maßgeblich finanziert, einen Teil ihrer Seele verkauft. Jedes normale Unternehmen, das derart kundenunfreundlich handelt, wäre längst auf dem Weg in die Insolvenz.

Aber was ist im Fußball, dieser scheinbar grenzenlosen Wachstumsbranche, schon noch normal? Der HSV verlangt inzwischen für ein mit Spielernamen beflocktes Trikot 89,95 Euro. Man stelle sich nur vor, ein Klub hätte zu D-Mark-Zeiten knapp 180 Mark für ein Spielershirt gefordert - Wuchervorwürfe wären wohl noch die harmloseste Folge gewesen. In der Jetztzeit der hochgejazzten Bundesliga stehen HSV-Fans dagegen Schlange für Trikots mit dem "Van-der-Vaart"- Schriftzug. Proteste gibt es nur noch vereinzelt in Internetforen.

Die Deutsche Fußball Liga und die Vereine sollten sich dennoch hüten, die Schraube zu überdrehen. Das Fernsehen zahlt nicht für geniale Momente auf dem Rasen, sondern für das komplette Event - inklusive einer stimmungsvollen Kulisse. Ohne Fans ist im Fußball alles nichts.