St. Pauli hat einen Zambrano-Nachfolger gefunden und muss sich in Offenburg auf 45 Grad einstellen

Hamburg. Bei immerhin zehn Prozent, so glaubt Uwe Hoffmann, liege die Chance des Offenburger FV auf die Pokalsensation. Für den Präsidenten des baden-württembergischen Fünftligisten ist die heutige DFB-Pokal-Partie gegen den FC St. Pauli (15.30 Uhr) mehr als nur das Spiel des Jahres, ist er doch ausgerechnet Anhänger des HSV. "Seit mein Namensvetter Uwe Seeler für den HSV stürmte, drücke ich den Hamburgern schon die Daumen", erklärt Hoffmann fast entschuldigend. Seit Wochen fiebere man in der 60 000-Einwohner-Stadt dem Duell entgegen, die 10 000 Tickets für das aufwendig umgerüstete Karl-Heitz-Stadion sind längst ausverkauft.

Mit im Flieger der St. Paulianer Richtung Südbaden saß am Freitagmorgen auch Christopher Avevor. Der 20 Jahre alte Innenverteidiger ersetzt Carlos Zambrano, der bei Bundesligist Eintracht Frankfurt einen Dreijahresvertrag unterschrieb. Die Ablösesumme für den Peruaner beträgt rund 1,2 Millionen Euro, St. Pauli kassiert davon 360 000 Euro. Die übrige Summe erhält eine Schweizer Agentur, die 70 Prozent der Transferrechte hält. Die Hamburger sparen zudem Zambranos Monatsgehalt von 30 000 Euro, was Spielraum für einen weiteren Neuzugang gewährt.

Der in Kiel aufgewachsene Avevor kommt für ein Jahr auf Leihbasis von Hannover 96. Dort kam er in der Bundesliga sechsmal zum Einsatz. "Ich möchte hier den nächsten Schritt machen und mich weiterentwickeln", formuliert Avevor seine Ziele. Trainer André Schubert glaubt in ihm einen würdigen Zambrano-Nachfolger gefunden zu haben: "Er kann innen sowie außen in der Viererkette spielen, ist jung, ehrgeizig und aggressiv im Zweikampf", sagt Schubert. Avevor sei nicht nur eine Ergänzung, "sondern kann uns durchaus auch kurzfristig helfen". Gegen Offenburg dürfte Avevor aber auf der Bank Platz nehmen. Schubert will keine Experimente wagen. Umstellungen wird es dennoch geben. Für den angeschlagen in Hamburg gebliebenen Florian Kringe rückt wohl Sebastian Schachten als Außenverteidiger in die Startelf, im Sturm bekommt Mahir Saglik seine Chance. Schon nach seiner Einwechslung gegen Ingolstadt (1:1) erhielt Saglik lobende Worte des Coaches, unter der Woche drängte er sich im Training auf. Seine Tempodribblings sollen im Spiel gegen einen defensiv orientierten Amateurklub den Unterschied ausmachen. Viel wird beim Erstrundenduell in Offenburg bei 37 Grad Lufttemperatur auch von der Physis der Profis abhängen. Ein wärmespeichernder Sandboden im Stadion sorgt für zusätzliche Hitze, sodass auf dem Rasen Temperaturen um die 45 Grad herrschen könnten. "Da sind wir etwas im Vorteil, denn wir sind das warme Wetter gewohnt", glaubt OFV-Präsident Hoffmann.

Für die Partie gegen St. Pauli wurde extra eine Sonderedition des Trikots aufgelegt. In der Ortenau träumt man schon von einem Wunder. Wie damals im August 1987, als der OFV Borussia Dortmund ein 3:3 nach Verlängerung abrang und erst im Entscheidungsspiel ausschied. Schadenfreude würde HSV-Fan Hoffmann aber nicht hegen, sollte es mit einem Sieg gegen St. Pauli tatsächlich klappen. Im Gegenteil: Die 1500 Gästefans sollen mit Transparenten freudig begrüßt werden. Zudem hat sich Uwe Hoffmann in dieser Saison noch eine Reise vorgenommen: Er will bei einem St.-Pauli-Heimspiel am Millerntor vorbeischauen.