Bei Erzgebirge Aue reicht es für den FC St. Pauli wieder nicht zu einem Sieg. Mit dem 0:0 sind die Hamburger aber dennoch zufrieden.

Aue. Rachid Azzouzi lachte. "Wir haben den Disco-Bus bestellt", sagte St. Paulis Sportdirektor und zwinkerte seinem Trainer zu, der die Frage, wie man denn den einen Punkt nach dem 0:0 beim FC Erzgebirge Aue feiere, soeben beantwortet hatte: "Mit sieben Stunden Busfahrt." Gute Laune zum Auftakt bei den Braun-Weißen, die auch in einigen vielversprechenden Ansätzen der Spieler begründet lag, sich aber vor allem aus der Historie ableitete. In der vergangenen Saison hatten die Hamburger gleich beide Partien verloren, in Aue hatte St. Pauli noch nie gewinnen können. Und so werteten auch die Spieler den verdienten Punkt beim Angstgegner letztlich als Erfolg.

Im Vergleich zum 1:2 am 18. März hatte Schubert seine Startelf auf sieben Positionen verändert. Mit Florian Mohr, Florian Kringe und Lennart Thy standen wie erwartet drei Neuzugänge von Beginn an auf dem Feld und mussten viel Laufarbeit verrichten. Aue spielte vor 12 200 Zuschauern, darunter auch Kölns Co-Trainer KaPe Nemet, im Sparkassen-Erzgebirgsstadion zumindest in der Anfangsviertelstunde mutig nach vorne, diktierte das Tempo und ließ so nicht nur den Ball laufen. St. Pauli hingegen präsentierte sich zur Saisonpremiere zu fehlerbehaftet im Passspiel, hatte immer wieder mit Abstimmungsschwierigkeiten zu kämpfen und nahm sich zu oft zu früh die Chance, die größere individuelle Klasse zu klaren Tormöglichkeiten zu nutzen. Die erste hatten allerdings dennoch die Hamburger, als Florian Bruns nach einer guten Viertelstunde gleich zwei Gegenspieler band, zur Außenlinie sprintete und somit Thy in halblinker Position den Korridor Richtung Tor ermöglichte. Männel parierte den 18-Meter-Schuss des 20-Jährigen zur Ecke. Aues Schlussmann war es auch, der Bruns nach dessen Doppelpass mit Ebbers die Führung verwehrte (44.). 18 Minuten zuvor hatte Ebbers das 1:0 nach sehenswertem Spielzug über Bruns, Thy und Bartels ebenfalls nur knapp verpasst, während auf der Gegenseite Neuzugang Vlad Munteanu mit zwei Freistößen für Gefahr sorgte. "Wir müssen die Bälle besser festmachen, den Ball besser zirkulieren lassen, gerade bei dem Wetter", analysierte Azzouzi zur Halbzeitpause, die bei sonnigen 25 Grad Celsius und extrem hoher Luftfeuchtigkeit allen Beteiligten guttat.

+++ Titan Thorandt sicher, Mohr nur mit Abwehr-Silber +++

Zumindest die Hamburger kamen denn auch tatendurstig aus der Kabine. Während Athletiktrainer Timo Rosenberg hinter dem Tor das Aufwärmen der Reservespieler leitete (!), übernahm nun auch St. Pauli endgültig die Kontrolle und kam zu weiteren aussichtsreichen Angriffen, scheiterte aber an Ungenauigkeiten oder Männel. Schubert zog auf der Bank die Beine an, stellte die Füße auf die Vorderkante seines Sitzes und umschloss die Unterschenkel mit den Armen. Spätestens nach einer Stunde dürfte sich der Trainer, der sowohl mit Paderborn als auch mit dem FC St. Pauli alle vier Vergleiche gegen die Sachsen mit einem Tor Unterschied verloren hatte, an den letzten Auftritt erinnert gefühlt haben. Im März hatte seine Mannschaft trotz drückender Überlegenheit und bester Einschussmöglichkeiten im Aufstiegsrennen gepatzt. "Es ist schon toll, wenn du in allen statistischen Kategorien führst und am Ende 0:0 spielst", so Schubert ironisch nach der Partie.

Zwar gelang seinen Spielern tatsächlich kein Treffer mehr, da auch Ebbers den Ball in der vorletzten Minute nach Flanke des eingewechselten Daniel Ginczek vorbeischob, doch anders als beim 1:2 überstand der Aufstiegskandidat die spannende Schlussphase diesmal schadlos. Aue mobilisierte noch einmal die letzten Kräfte und kam unter Mithilfe von Torwart Philipp Tschauner zu einer Großchance durch Guido Kocer und einen Pfostenschuss von Jakub Sylvestr. "Wir haben uns ab der 70. Minute etwas verunsichern lassen und hatten dann auch Glück, dass wir kein Gegentor bekommen haben", sagte Schubert, der die Partie schnell abhakte und den Blick nach vorne richtete: "Am kommenden Wochenende haben wir die Gelegenheit, den Start mit einem Sieg gelingen zu lassen."

Am Sonnabend kommt Ingolstadt zur Heimpremiere ans Millerntor, während Innenverteidiger Carlos Zambrano, der 90 Minuten zuschauen musste, noch abgegeben werden dürfte. "Es gibt gewisse Anfragen, das ist eine ungeklärte Situation. Auf dieser Position haben wir ein Luxusproblem und sind für Zweitligaverhältnisse fast schon zu gut besetzt", sagte Azzouzi, während Schubert noch einmal die Qualitäten des Peruaners anpries: "Er hat ein gutes Stellungsspiel, ist sicherlich der aggressivste Spieler bei uns, muss nur die Nerven behalten. Momentan ist es eine schwierige Situation für ihn." Eine, die schon in den kommenden Tagen gelöst werden könnte.