Es gibt sicher immer noch einige unter der Anhängerschaft des FC St. Pauli, die sich die alten Zeiten zurückwünschen: Hauptsache schön bunt und exklusiv im Auftritt, aber erfolglos, egal in welcher Liga. Doch die Zeiten des einstigen Chaos-Vereins sind längst vorbei. Mit dem Bau des neuen Stadions, der Modernisierung des Trainingszentrums und der mit drei Sternen dekorierten Nachwuchsarbeit beginnt bei St. Pauli eine neue Ära - die des "Erwachsenwerdens".

Die Farben Braun-Weiß stehen längst nicht mehr für kreativ-alternatives Rebellentum, sondern für einen normalen Verein, der mit den gewachsenen Strukturen und einer auf Dauer verbesserten Einnahmesituation den üblichen Weg einschlägt: den des Leistungsprinzips. Wer das Potenzial hat, nicht nur alle paar Jahre, sondern dauerhaft zu den besten 18 Mannschaften in Deutschland zu gehören, darf dies nicht nur formulieren, er muss es sogar.

Daraus abzuleiten, Trainer André Schubert müsse bereits in der anstehenden Saison dieses strategische Ziel erreichen, wäre jedoch angesichts der starken Konkurrenz aus Berlin, Köln, München, Kaiserslautern oder Ingolstadt realitätsfremd. Mit dem zur Verfügung stehenden Kader mit vielen jungen Talenten wäre ein Platz unter den Top fünf ein Erfolg.

Was die Fans des FC St. Pauli indes erwarten dürfen, ist, eine Weiterentwicklung, einen Masterplan zu erkennen. Sobald die Klubführung registriert, dass sich die neue Harmonie zwischen Mannschaft und Trainerstab im Stresstest als nicht belastungsfähig erweisen, wird auch Schubert am eigenen Leib erfahren, dass sich St. Pauli ehrgeizige Ziele gesetzt hat.