Die Gegengeradentribüne entsteht in nur 97 Tagen. 2014 wird das neue Millerntor fertig sein

Hamburg. 97 Tage. Mehr Zeit blieb nicht, um eine Tribüne abzureißen und eine neue zu errichten. Bei der Südtribüne hatten noch 333 Tage zwischen Abriss und erster Teilnutzung gelegen, die Haupttribüne war binnen 289 Tagen fertiggestellt. Und nun der dritte Bauabschnitt am Millerntor: die Gegengeradentribüne. In 97 Tagen! Den Verantwortlichen um Generalunternehmer Hellmich und St. Paulis Stadionprojektmanager Wolfgang Helbing und Torsten Vierkant ist es gelungen, das Großprojekt in atemberaubender Rekordzeit umzusetzen. In diesem Sommer ging am Millerntor im Osten nicht nur die Sonne auf, der Baufortschritt war täglich sichtbar.

Unmittelbar nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels am 6. Mai gegen Paderborn waren die ersten Sitzschalen abgeschraubt worden, der Abriss der alten Gegengeraden des Millerntor-Stadions hatte begonnen. Und es wird auch bis kurz vor Anpfiff des ersten Heimspiels der neuen Saison gewerkelt werden, um zumindest einem Teil der Fans die Nutzung zu ermöglichen. Nach aktuellem Stand könnten am 11. August gegen den FC Ingolstadt etwa 3000 Dauerkartenbesitzer die neuen Stehplatzränge der Gegengeraden füllen, die Installierung der nötigen Zäune und Wellenbrecher sowie die positive Abnahme von Bauprüfabteilung der Stadt, Polizei und Feuerwehr vorausgesetzt.

Mit den am 1. September gegen Sandhausen nutzbaren 10 126 Steh- und 3030 Sitzplätzen auf der neuen Tribüne, die im Erdgeschoss neben der Stadion- und Domwache auch die Initiative Fanräume e. V., einen Lagerraum für Ultra Sankt Pauli sowie Räumlichkeiten für Ordner, eine Taschenabgabe und Ticketkassen beherbergt, steigt die Gesamtkapazität des Stadions auf mehr als 29 800 Zuschauer. "Es wird laut", weiß Vierkant. Eine Aussage, bezogen auf das neue Fassungsvermögen, vor allem aber auf die veränderte Akustik. Nach den Diskussionen um das nicht realisierte Wellenmodell und die gescheiterte Ausgliederung der Polizeiwache überwiegt bei den meisten Fans, aber auch den Spielern mittlerweile die Vorfreude auf die neue Tribüne.

"Die kurze Bauzeit war natürlich eine große Herausforderung", sagt Helbing, "aber jede Tribüne hatte ihre Besonderheit. Im Süden war es der chaotische Beginn, als bereits mit dem Abriss begonnen wurde, obwohl eigentlich noch gar keine Verträge geschlossen waren. Bei der Haupttribüne kam kurzfristig eine zweite Logenebene dazu", erinnert sich der 60-Jährige, der mittlerweile auch den Neubau des Funktionsgeländes auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße koordiniert. "Und auch der letzte Bauabschnitt wird nicht unbedingt einfach: Im Norden haben wir aufgrund der benachbarten Fußballplätze zur Feldstraße den wenigsten Platz, müssen beim Bau alles von der Seite machen."

In zwei Jahren, wenn aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien wieder eine verlängerte Sommerpause ansteht, soll die Nordtribüne abgerissen werden und dann zum Saisonstart 2014/2015 nutzbar sein. 97 Tage Bauzeit sind zu toppen ...