Der 29-Jährige erhält einen Einjahresvertrag beim FC St. Pauli. Schuberts Team spielt in Kiel 1:1

Kiel. Die Kumpels Florian Kringe und Marius Ebbers warteten schon am Mittelkreis auf ihre Kollegen. In der Halbzeit des Testspiels gegen Regionalligist Holstein Kiel kam das beim FC St. Pauli nun auch offiziell wiedervereinte Duo beim Stand von 0:0 ins Spiel. 45 Minuten später mussten sich beide mit einem 1:1-Remis begnügen. Zuvor war Kringe nur mit einer Sondergenehmigung für Testspieler aufgelaufen, in Kiel durfte er erstmals als Profi des FC St. Pauli ran. Gestern verkündete der Verein die Verpflichtung für ein Jahr.

Als Ebbers vom auslaufenden Vertrag seines Kumpels Kringe in Dortmund hörte, wollte er den langjährigen Bundesliga-Profi zu St. Pauli lotsen. Aus den "Spinnereien", wie es Kringe nennt, wurde plötzlich ernst: Der 29-Jährige kam nach Hamburg, um sich fit zu halten. In den ersten Trainingseinheiten und im Testspiel gegen Babelsberg (2:1) überzeugte er prompt und erhielt ein Ticket für das Trainingslager in Bad Lippspringe. St. Pauli und Kringe - diese Konstellation war von Beginn an Erfolg versprechend. "Ebbe will jetzt eine Provision haben", scherzt Kringe, "das ist eine tolle Geschichte, und ich freue mich sehr, dass ich jetzt noch einmal mit ihm zusammenspielen kann."

Trainer André Schubert, der gestern seinen 41. Geburtstag feierte, war von Kringes Fähigkeiten von Beginn an überzeugt. "Florian tut unserer Mannschaft gut", sagt Schubert, "er hat eine hohe Ballsicherheit und kann auf verschiedenen Positionen spielen." Das stellte Kringe in Kiel gleich unter Beweis. Auf der Außenbahn begann er gestern Abend als Linksverteidiger, übernahm nach der Auswechslung von Florian Bruns die Spielmacherposition. Die Hamburger blieben gegen den Regionalligisten bei Temperaturen um die 30 Grad über weite Strecken jedoch blass. "Ich bin auch mal ganz froh, wenn man einen kleinen Dämpfer bekommt. Die Mannschaft muss merken, dass sie in jedem Spiel an die Grenze gehen muss", sagte Schubert nach dem Spiel.

Einzig Florian Bruns als Ballverteiler im Mittelfeld auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition stach in der ersten Hälfte heraus. Nach dem Seitenwechsel belohnte sich Bruns nach Vorlage von Sebastian Schachten mit dem 1:0 (49.), doch der Kieler Jaroslav Lindner (59.) nutzte Abstimmungsprobleme in St. Paulis Hintermannschaft zum Ausgleich. Mit Kringe und Patrick Funk in zentraler Rolle, dem starken Fin Bartels und Lennart Thy auf den Außenbahnen und Ebbers in vorderster Reihe kam mehr Bewegung ins Spiel, doch die mangelhafte Chancenverwertung verhinderte das Wahren der weißen Testspielweste.

Kringe, der 192-mal für den BVB in der Bundesliga spielte, soll im Team Verantwortung übernehmen. "Ich bin nicht scheu, etwas zu sagen. Mit jungen Spielern spricht man immer mal wieder Situationen durch. Ich werde mich einbringen, wo es nötig ist", sagt er. 18 Jahre war Kringe zuvor beim Deutschen Meister unter Vertrag, spielte währenddessen auf Leihbasis auch für den 1. FC Köln und Hertha BSC Berlin. Dreifacher Deutscher Meister (2002, 2011, 2012) und Pokalsieger (2012) darf sich Kringe nennen. Bei seinem Abschied in Dortmund feierten ihn 81 000 Fans. Nach zwei Mittelfußbrüchen 2009 und 2010 spielte der gebürtige Siegener unter Trainer Jürgen Klopp sportlich keine Rolle mehr. "Mir geht es darum, wieder Spaß am Fußball zu haben. Ich habe mich im Team in Dortmund sehr wohl gefühlt. Wenn man dann am Wochenende doch wieder nicht spielt, ist das aber natürlich frustrierend", erklärt er.

Die Freude, auf dem Platz zu stehen, war ihm auch in Kiel anzusehen. Auf den ersten Sieg als Profi des FC St. Pauli muss er jedoch noch warten. Kumpel Ebbers hätte ihn und Geburtstagskind Schubert in der 70. Minute beschenken können, vergab jedoch aus 16 Metern freistehend.

St. Pauli: Pliquett (46. Tschauner) - Zambrano (46. Kringe), Thorandt, Mohr, Schachten - Boll (65. Funk), Daube, Bruns (65. Kalla), Gogia (46. Bartels) - Ginczek (46. Ebbers), Saglik (46. Thy). Tore: 1:0 Bruns (49.), 1:1 Lindner (59.).