Zwei Plätze schlechter, aber drei Punkte mehr als 2009 - der FC St. Pauli hält Kurs Richtung Fußball-Bundesliga und hofft auf die Rückkehrer.

Hamburg. Für die große Bilanz bleibt keine Zeit. "Das Ergebnis ist mit 36 Punkten sehr ordentlich, ja", sagt Abwehrspieler Ralph Gunesch, "aber jetzt geht es direkt und mit Vollgas in die Rückrunde." In dieser Zweitligasaison ist es nicht mehr als eine normale Trainingswoche, die das Ende der Hinrunde vom Rückrundenauftakt trennt. Ein detailliertes Zwischenfazit wird beim FC St. Pauli somit erst verspätet gezogen werden, wenn es in zwei Wochen dann tatsächlich in die dreiwöchige Winterpause geht. Und doch erinnert bereits jetzt vieles an die Aufstiegssaison 2009/2010, in der die Hamburger nach den ersten 17 Spielen auf dem zweiten Platz überwinterten. Mit 36 Toren hat die aktuelle Mannschaft bei - wie damals - 20 Gegentoren zwar fünf Treffer weniger erzielt, liegt aber drei Zähler besser als im Vergleichsjahr. Nach dem Wiederabstieg peilt der Klub die direkte Rückkehr an, St. Pauli zeigt aufsteigende Tendenz. Wie vor zwei Jahren unter Holger Stanislawski ist es auch 2011 das Spiel nach vorn, das die Mannschaft von Trainer André Schubert auszeichnet. Mittelfeldspieler Max Kruse entwickelte sich zu einem der herausragenden und effektivsten Akteure der Liga, Fin Bartels hat eine weitere Entwicklungsstufe genommen, aber auch Dennis Daube, Florian Bruns, Kevin Schindler und in vorderster Front Marius Ebbers, Deniz Naki oder Top-Joker Mahir Saglik stehen als gefährliche Faktoren in St. Paulis Kader. "Das ist die vielleicht beste Offensive der Liga. Da verfügt St. Pauli auch in der Breite über unglaublich viel Qualität", lobt Düsseldorfs Sportdirektor Wolf Werner. Allein die eindrucksvolle Serie seiner Fortunen, die die Hinrunde heute mit dem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg ohne Niederlage auf Platz eins beenden könnten, sowie die Konstanz von Eintracht Frankfurt und der SpVgg Greuther Fürth verwehrt St. Pauli den Sprung auf einen Aufstiegsrang.

Gewisse Dinge hätten sich gut entwickelt, hat auch Schubert einen positiven Trend ausgemacht, "aber im Abwehrbereich können wir uns sicher noch verbessern. Da bin ich nicht ganz so zufrieden." Eine Aussage, die weniger als Kritik, sondern eher als Zustansdbeschreibung verstanden werden muss. Mit Innenverteidiger Markus Thorandt blieb nur einer der neun Abwehrspieler von Verletzungen verschont, und selbst der 30-Jährige konnte aufgrund einer Sperre nicht alle 17 Spiele absolvieren. Die Vorgabe von Sportchef Helmut Schulte, wonach die Anzahl der Gegentore die der Spieltage nicht übersteigen solle, musste zwangsläufig vernachlässigt werden. Schubert stellte seine Formation nahezu wöchentlich um. "Wir hatten mit vielen Ausfällen wichtiger Spieler zu kämpfen, zuletzt Sebastian Schachten und Jan-Philipp Kalla. Dadurch hatten wir viele Wechsel in der Viererkette, und gerade dort ist es von Nachteil, wenn du keine Automatismen reinbekommst", erklärt der Cheftrainer, der im Abwehrbereich auch taktisch einige Neujustierungen vornahm. Insofern bedeutet die Halbzeitbilanz nicht nur aufgrund der besten Punkteausbeute der Vereinsgeschichte mehr als die halbe Miete.

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St. Pauli besitzt angesichts der Personallage noch Steigerungspotenzial. "Ich habe immer betont, dass es aufgrund der Umstellungen bis zum Winter darum geht, oben dranzubleiben, um dann in der Rückrunde voll anzugreifen", sagt Schubert, der mit den Langzeitverletzten Lasse Sobiech, 20, und Carlos Zambrano, 22, zwei gefühlte Neuzugänge zum Trainingsauftakt in der zweiten Januarwoche begrüßen will: "Mit Lasse und Carlos kommen Leute dazu, die eine große Qualität haben. Nicht, dass die, die das bislang gemacht haben keine Qualität haben, aber die beiden würden das Level insgesamt natürlich noch mal erhöhen." Ein hochbegabtes Innenverteidigerpärchen, das die Stabilität in der Defensive erhöhen wird, zumal auch die Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach und Moritz Volz die spielfreie Zeit nutzen werden, um ihren Fitnessrückstand aufzuarbeiten. "Ich hoffe, im Trainingslager mit allen Spielern arbeiten zu können, um dann die Automatismen einzustudieren."

Bis dahin sind es noch zwei Partien, in Ingolstadt und gegen Eintracht Frankfurt. Dass die Spiele 18 und 19 vor zwei Jahren gewonnen wurden, spielt für Schubert ebenso keine Rolle wie der aktuelle Vergleich von 36 zu 33 Punkten. "Das sind doch alles nur Teilergebnisse. Die richtige Bilanz wird erst nach 34 Spieltagen gezogen", erinnert Schubert. Wenngleich diese dann auch erst ein paar Tage verspätet erfolgen könnte, sollte der Vergleich zum Jahr 2010 auch bei der Feierintensität zulässig sein. Die Grundlage dafür hat St. Pauli in dieser Hinrunde mit aufsteigender Tendenz gelegt.