Eine Glosse von Dirk Steinbach

Ein Verein ist per definitionem ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten, die gemeinsam bestimmte Ziele verfolgen. Dass es mit der Solidarität häufig jedoch nicht weit her ist, eigene Interessen dominieren, zeigt jetzt auch ein skurriles Beispiel beim FC St. Pauli. Es geht um Mädchen- und Frauenfußball und einen Trainer, der diesen beim Kiezklub stärker in Richtung Leistungssport orientieren wollte, mit seinen Plänen aber bei der Abteilungsleitung abblitzte. Was folgte, ist ein Possenspiel, in dem auch das Präsidium keine gute Figur macht.

Die Vereinsführung ermöglichte dem Trainer - obwohl von der Sparte nicht erwünscht -, trotzdem eine weitere Frauenfußballmannschaft zum Spielbetrieb anzumelden, indem man deren Ansiedlung in der Rugbyabteilung stützte. Eine fragwürdige Aktion. Man stelle sich vor, die Kegler würden plötzlich als Beachvolleyballer antreten, die Schachspieler eine Boxstaffel in den Ring schicken. Proteste, unter anderem auf den Rängen im Millerntor-Stadion, waren die Folge.

Letztlich gab die Rugbyabteilung nach, bei ihr wird es nun doch kein Fußballteam geben. Das vorläufige Ende der Geschichte - könnte man meinen. Gestern jedoch wurde der eigentliche Kracher öffentlich. Der verschmähte Trainer wechselt nun mit seinem Team zum Eimsbütteler TV. Ausgerechnet zu jenem Klub, der kürzlich bundesweit Schlagzeilen machte, nachdem sich seine Herrenmannschaft vor der 1. DFB-Pokal-Runde aus dem Verein abgemeldet hatte, weil dieser sie wie Breitensportler behandelt und Versprechen nicht eingehalten habe. Das ist doch wirklich mal eine reife Leistung.