St. Pauli gastiert heute beim Aufstiegsanwärter Nummer eins, will sich aber nicht mit einem möglichen Remis abfinden. Ein Vergleich der Teams.

Hamburg. Der zweite Spieltag in der Zweiten Fußball-Bundesliga ist nahezu komplett, und doch ist es zu früh, um für die meisten Teams eine endgültige Standortbestimmung vornehmen zu können. Bei Eintracht Frankfurt ist das anders. Hier waren sich schon vor dem Saisonstart alle Experten einig: Diese Mannschaft kann nur wieder in die Bundesliga aufsteigen!

Auch das schmeichelhafte 3:2 der Hessen in Fürth änderte beispielsweise bei St. Paulis Trainer André Schubert nichts an seiner Einschätzung, dass sich die Frankfurter nach den 34 Spieltagen durchsetzen werden. "Es ist die mit Abstand am besten besetzte Mannschaft. Für mich ist Eintracht Frankfurt in jedem Spiel der Favorit", sagt der Coach, der heute (20.15 Uhr/Sport1 und im Liveticker auf abendblatt.de) mit dem Kiezklub bei der Eintracht antritt.

Während auch die Frankfurter selbst von Beginn an offensiv mit ihrer Rolle umgegangen sind, gab man sich bei St. Pauli defensiver. Zuletzt stand sogar eine Aussage von Schubert im Raum, dass man alles dafür tun werde, um Erfolg zu haben, und wenn es dann trotzdem nur zu Platz zehn reiche, dann sei das eben so. "Da bin ich falsch zitiert worden", sagt Schubert. "Mir würde es im Traum nicht einfallen, konkrete Platzierungen zu nennen. Unser Ziel ist es oben mitzuspielen."

Gegen Frankfurt will sich St. Pauli in jedem Fall nicht verstecken. Auf Remis zu spielen ist keine Option. "Wir wollen dominant sein und werden das auch auswärts versuchen", sagt Schubert. "Es wäre das falsche Zeichen, wenn wir jetzt etwas umstellen würden. Schließlich gehört den Mutigen die Welt." Kann der Mut auch belohnt werden? Ein Vergleich.

Tor

Das Fernduell am ersten Spieltag ging klar an St. Paulis Neuzugang Philipp Tschauner. Der Keeper, der zuvor bei 1860 nur ein Reservistendasein gefristet hatte, lieferte gegen Ingolstadt eine tadellose Leistung ab. Sein Vorgänger im Tor der Kiezkicker, der nun für die Eintracht aktive Thomas Kessler, sah dagegen in Fürth vor allem beim zweiten Gegentor nicht gut aus. Diesen ersten Eindruck sollte man allerdings nicht überbewerten. Von der Erfahrung her nehmen sich die beiden Torhüter jedenfalls nicht viel. Tschauner absolvierte 51 Ligaspiele als Profi, Kessler 38.

Abwehr

Mit Lasse Sobiech und Sebastian Schachten setzte Schubert gegen Ingolstadt zwei Neuzugänge ein. Sobiech machte an der Seite von Markus Thorandt ein starkes Spiel in der Innenverteidigung, Schachten fiel auf rechts gegenüber seinem Pendant auf links, Jan-Philipp Kalla, etwas ab. Trotz des soliden Eindrucks im ersten Spiel ist St. Paulis Viererkette auf den Außen nicht so stark besetzt wie die Frankfurter, die dort auf U-21-Nationalspieler Sebastian Jung und Constant Djakpa (fünf Länderspiele für die Elfenbeinküste) zurückgreifen können. Von Vorteil für St. Pauli dürfte dagegen sein, dass die Eintracht mit Marco Russ einen starken Innenverteidiger an Wolfsburg abgegeben hat. Nun muss Mittelfeldmann Ricardo Clark als Aushilfe ran, zusammen mit dem Kroaten Gordon Schildenfeld.

Mittelfeld

Hier hat St. Pauli den Vorteil des Eingespieltseins. Die wahrscheinlichsten Kandidaten für die fünf Positionen haben schon im Vorjahr zusammengespielt. Individuell weisen wiederum die Frankfurter eine enorme Qualität auf. Dies wurde schon in Fürth deutlich, als Frankfurts Coach Armin Veh für den einstigen Regisseur im Mittelfeld des Kiezklubs Matthias Lehmann und den Brasilianer Caio erfahrene Recken wie Benjamin Köhler (215 Ligaspiele als Profi) und Karim Matmour (157) brachte. Dazu verfügt Frankfurt noch über den Schweizer Nationalspieler Pirmin Schwegler, der nicht umsonst auch vom HSV umworben wurde, U-20-Nationalspieler Sebastian Rode und den bei St. Pauli ebenfalls bestens bekannten Alex Meier, der gegen Fürth einen Doppelpack erzielte. Nicht einmal zum Einsatz kam der Österreicher Ümit Korkmaz.

Angriff

Mit Marius Ebbers ist St. Paulis einstiger Toptorjäger wieder fit. Er will noch einmal seine Klasse unter Beweis stellen. Frankfurt kann es sich derweil sogar erlauben, Theofanis Gekas (erzielte in der Vorsaison vier von fünf Treffern gegen St. Pauli) auf die Bank zu beordern. Stattdessen stürmt der österreichische Nationalspieler Erwin Hoffer. Keine schlechte Alternative.

Fazit: André Schubert brachte es auf den Punkt: Trotz ihrer Klasse werde es den Frankfurtern nicht gelingen, jedes Spiel zu gewinnen. St. Pauli hat eine gute Chance, das unter Beweis zu stellen.

Frankfurt: Kessler - Jung, Clark, Schildenfeld, Djakpa - Schwegler - Rode, Lehmann - Caio, Meier - Hoffer. St. Pauli: Tschauner - Schachten, Thorandt, Sobiech, Kalla - Boll - Bartels, Kruse, Takyi, Naki - Ebbers.