Die Entscheidung ist gefallen - vorerst. Benedikt Pliquett bleibt wohl wieder nur die Nummer zwei hinter Philipp Tschauner im Tor des FC St. Pauli.

Hamburg. Es war ein harter, aber fairer Kampf mit offenen Visieren, der erst in letzter Minute entschieden wurde. Benedikt Pliquett ist wieder mal nur zweiter Gewinner und musste vergangenen Sonntag beim 2:0-Auftaktsieg des FC St. Pauli gegen FC Ingolstadt auf der Bank Platz nehmen, während sein Konkurrent Philipp Tschauner mit einigen starken Paraden seine Mannschaft vor einem Gegentor bewahrte. Pliquett hatte erst am Morgen des Spiels erfahren, dass er es wieder nicht geschafft hatte, dass er erneut der Herausforderer ist. Diese Rolle ist Pliquett genauso gewohnt wie leid.

Seit 2004 stand er ununterbrochen im Kader des FC St. Pauli, er spielt seine achte Saison. In der ganzen Zeit hat er es aber nur auf 33 Einsätze in der Profimannschaft gebracht. Er kam weder an Achim Hollerieth noch an Patrick Borger, Mathias Hain oder Thomas Kessler vorbei. Zwar ist auch keine Saison vergangen, in der Pliquett nicht mindestens einmal zum Einsatz kam, und immer wieder wurde ihm gesagt, dass er nah dran sei, den Sprung schaffen könnte, wenn nicht dieses Jahr, dann im nächsten. Gereicht hat es nie. Benedikt Pliquett ist die ewige Alternative mit der ewigen Perspektive.

So ist es auch diesmal. Im Trainingslager vor zwei Wochen hatte sich der 26-Jährige, der immerhin die Eins auf dem Rücken trägt, noch sehr optimistisch gezeigt, dass er diesmal den Konkurrenzkampf gewinnen würde. Die fünf Erstligaspiele, die er vergangene Saison absolvieren durfte, hätten ihn in seiner Entwicklung extrem vorangebracht. "Ich fühle mich komplett wie nie und denke, dass ich sehr gut dastehe", hatte der gebürtige Hamburger gesagt. Und auch sein alter Konkurrent und neuer Trainer Mathias Hain erklärte Chefcoach André Schubert, dass Pliquett in der Vorbereitung einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hätte. Die Entscheidung fiel trotzdem gegen ihn aus. Und Schubert sagte nach dem Spiel das, was Pliquett wohl lieber nicht mehr hören mag. "Es ist wichtig, Bene eine Perspektive zu geben."

Schubert lobte beide Torhüter, sprach von einem Konkurrenzkampf auf Augenhöhe und einer "brutalen und ungerechten Entscheidung", die nicht in Stein gemeißelt sei. Pliquett habe jederzeit die Möglichkeit, "leistungsmäßig" an Tschauner vorbeizuziehen.

Während der Neuzugang in den Stadionkatakomben zu Protokoll gab, dass er vor dem Spiel ungewohnt nervös gewesen sei und dass er noch nie so geschwitzt habe wie in den Sekunden vor dem Einlaufen, weil es ja doch etwas Besonderes sei, für einen neuen Verein aufzulaufen, war Pliquett bereits in der Kabine verschwunden. Er hörte nicht, dass auch Tschauner, der bei 1860 München selbst zwei Jahre nur die Nummer zwei war, ihn lobte. "Bene ist ein starker Konkurrent, wir haben uns gegenseitig sehr gepusht. Je länger offen ist, wer spielt, desto besser."

Tschauner war die Freude und die Erleichterung über das Spiel und die Entscheidung des Trainers deutlich anzusehen. Der 25-Jährige hat sich einen nicht zu verachtenden Vorteil verschafft. Eine klare Nummer eins wird es in dieser Saison wohl nicht geben, wenn beide Keeper gesund bleiben. Für einen Wechsel müsste Tschauner aber eine Begründung in Form einer schwachen Leistung bieten. Insgesamt eine komfortable Situation für den FC St. Pauli und seinen Trainer. Für Benedikt Pliquett allerdings ist die ewige Perspektive, irgendwann vielleicht die Nummer eins zu werden, irgendwann vielleicht keine Perspektive mehr.