Max Kruse startet beim FC St. Pauli mit neuen Ambitionen. Von Pedro Gonzalez ließ er sich eine Woche lang auf Mallorca fit machen.

Hamburg. Die Antwort überrascht, die Begründung noch mehr. Er würde in der kommenden Saison lieber im Zentrum statt auf dem Flügel spielen, sagt Max Kruse: "In der Zentrale habe ich 50 Prozent mehr Ballkontakte." Forsch wie immer geht Kruse in die neue Saison, doch er will diesmal mehr sein als nur der technisch versierte, talentierte Mitläufer. Kruse stellt Ansprüche an sich selbst, will sich zeigen, fordert den Ball und ist nun auch bereit, Verantwortung zu übernehmen.

33 Spiele absolvierte er in der vergangenen Saison, mehr als jeder andere Profi des FC St. Pauli. "Das wird schwer zu toppen sein", sagt Kruse, wissend, dass es sich bei seinen Auftritten zu oft nur um Kurzeinsätze handelte. Sechsmal wurde er eingewechselt, 14-mal ausgewechselt. In seiner ersten Bundesligahinrunde spielte er zwei Partien über 90 Minuten, in der Rückserie waren es elf. Ein Trend, der sich verfestigen soll. "Letzte Saison war ich mal gut, mal schlecht. Ich brauche jetzt Konstanz", sagt Kruse über Kruse, und liefert zur Halbzeit der Vorbereitung Indizien, dass der Plan aufgehen könnte.

Kruse wirkt gefestigter, wählt seine Worte überlegter, scheint gereift. Die Selbstüberschätzung, die im Mannschaftskreis oft mit einem Mix aus Unverständnis und Mitleid beantwortet wurde, scheint gesundem Selbstbewusstsein gewichen. Aktionen, wie sein verstörender Auftritt als rappender MC Max, den er via Facebook ins Internet stellte, sind als Jugendsünde verjährt und abgehakt. Der Familienvater weist eine bislang unbekannte Ernsthaftigkeit nach. "Ich bin jetzt 23 Jahre alt und möchte langsam eine Führungsrolle übernehmen. Vor ein paar Tagen haben wir im Training Alt gegen Jung gespielt. Da hätte ich beinahe schon ein Leibchen bekommen", sagt er und verzieht sein schmaler gewordenes Gesicht zu einem Grinsen. "Ich will mich mehr einbringen." Ausgerechnet Kruse, der Hallodri, vor einigen Monaten von vielen noch selbst als unreif und kindisch abgestempelt, will eine Vorbildfunktion einnehmen?

Er scheint auf dem richtigen Weg und überraschte Kritiker wie Kollegen noch vor dem Vorbereitungsbeginn. Für 2100 Euro ließ sich Kruse von Athletiktrainer Pedro Gonzalez eine Woche lang auf Mallorca fit machen. Das Ergebnis folgte prompt. Der Reinbeker dominierte die Intervallläufe im Schneverdinger Trainingslager und zehrte auch in den Spielformen von seiner Physis. Kruse profitiert und verschafft sich Akzeptanz. Gewicht habe er nicht verloren, wiegelt er ab: "Nur der Körperfettanteil hat sich verringert." Das erste Etappenziel, so fit wie möglich in die Vorbereitung zu gehen, ist erreicht. Kruse lässt seinen Worten Taten folgen. Und das nächste Ziel ist schon gesteckt: viele Einsätze in zentraler Rolle - im Idealfall auf und neben dem Platz.