St. Paulis Kapitän Fabio Morena über die Gründe des neuen Stimmungshochs, beendete Streitigkeiten und den Wiederaufstieg.

Hamburg. Die Belastung ist hoch in diesen Trainingstagen, doch Fabio Morena, 31, bleibt ruhig. Konzentriert, sachlich und routiniert arbeitet der Abwehrchef des FC St. Pauli die Aufgaben ab. Schnörkel- und schonungslos: auf dem Platz wie im Interview.

Abendblatt: Herr Morena, könnte es sein, dass an Ihnen ein guter Mittelstreckenläufer verloren gegangen ist?

Fabio Morena: Das glaube ich nicht. Da gibt es in unserer Mannschaft andere Kandidaten, die im konditionellen Bereich deutlich bessere Werte aufweisen.

Dann ist es der Respekt vor dem Alter, der dafür sorgt, dass sie bei den Intervallläufen nie überholt werden?

Morena: Ich versuche grundsätzlich vorneweg zu laufen. Das entspricht meiner Einstellung.

Trotz intensiver Einheiten ist die Stimmung äußerst gut. Wie sehr überrascht Sie das nach den vergangenen Monaten?

Morena: Wir sind eine positiv denkende Gemeinschaft. Trotz Vorbereitung waren alle froh, dass es losgeht. Der Trainerwechsel sorgt für frischen Wind, unser Trainingsgelände wurde modernisiert. Es fängt ein neues Kapitel an. Wir haben große Vorfreude, in der Zweiten Liga da anzuknüpfen, wo wir 2010 aufgehört haben. Insofern überrascht mich die Stimmung keineswegs.

Auffällig ist, dass der Stamm der Aufstiegself geblieben ist. Die Mehrheit der Abgänge bilden jene Spieler, die für die Bundesliga verpflichtet wurden.

Morena: Das stimmt. Aber es war doch schon damals klar, dass viele im Misserfolgsfall nicht mit in die Zweite Liga gehen würden. Daraus zu schließen, dass wir jetzt wieder den Aufstieg schaffen, wäre allerdings völlig verkehrt.

Inwiefern?

Morena: Wir hatten mit dem Abstieg einen Umbruch, die Vorbereitung ist deutlich kürzer. Es eine andere Zeit, ein anderer Trainer und auch ein anderer Kader. Das ist nicht vergleichbar. Zudem war der Aufstieg das Produkt einer Eigendynamik, die sich durch jahrelange konstante Erfolge gebildet hatte. Da passte vieles zusammen.

Und jetzt nicht?

Morena: Doch, sicherlich. Aber man sollte nicht anfangen und versuchen, irgendwelche Parallelen zu ziehen. Ich denke, dass wir eine sehr gute Chance haben, vorne mitzuspielen.

Matthias Lehmann und Thomas Kessler sahen das scheinbar anders. Sie wechselten zu einem Mitabsteiger.

Morena: Ich habe dafür Verständnis. Eintracht Frankfurt hat ganz andere Möglichkeiten als wir. Ein Sieg am zweiten Spieltag wäre daher doppelt schön.

Was bleibt sonst noch? Gerade Sie als Kapitän mussten sich mit einigen vereinsinternen Spannungen beschäftigen.

Morena: Die internen Vorfälle sind geklärt. Wir haben alle sehr viel dazugelernt, und da muss man jetzt mal einen Strich machen. Das gilt für die Spieler, aber auch alle anderen. Ich hoffe und denke, dass wir aus dieser Situation gestärkt hervorgehen. Sie sprachen doch die gute Stimmung selbst an.

Sie gehen mit Trainer André Schubert in die Saison. Wie ist er denn so, der neue?

Morena: Er ist sehr offen im Umgang, gibt aber eine klare Linie und Regeln vor, was das Zusammenleben in einer Gruppe angeht. Gleichzeitig ist ihm wichtig, Individualität zu bewahren, um die unterschiedlichen Fähigkeiten für den Kader einbringen zu können.

Er wirkt sehr akribisch, scheint den Job als große Chance zu begreifen.

Morena: Ich denke, dass er bei allem, was er tut, authentisch ist und sich hier nicht nur reinkniet, weil es für ihn eine Chance bedeuten könnte. Beide, Schubert und Jan-Moritz Lichte, sind gut eingespielt. Man merkt, dass sie einen Masterplan im Kopf haben. Es kommen täglich neue Puzzleteile dazu. Am Ende wird ein großes Bild entstehen.

Sie laufen seit acht Jahren vorneweg beim FC St. Pauli. Bleiben Sie Kapitän?

Morena: Das interessiert mich jetzt wirklich überhaupt nicht. Wichtig ist nur, mich in die Verfassung zu bringen und die Leistung zu zeigen, dass mich der Trainer am ersten Spieltag aufstellt.