Hamburg. Niemand rechnete mehr damit, dass Carlos Zambrano kommende Saison noch für den FC St. Pauli auflaufen würde. Der Peruaner hat seine Erstligatauglichkeit bewiesen, eine Vertragsoption erlaubt ihm den Wechsel zu einem Bundesliga-Klub. Die TSG 1899 Hoffenheim war interessiert, Zambrano fuhr zum Medizincheck - und fiel durch. Der Klub nahm Abstand von der Verpflichtung, der Sehnenteilabriss, den sich Zambrano im März zugezogen hatte, sei nicht ausgeheilt, heißt es. Nun sagt Sportchef Helmut Schulte: "Stand heute gehen wir davon aus, dass Carlos nächste Saison beim FC St. Pauli spielen wird."

Eine Aussage frei von Endgültigkeit. Denn auch Schalke 04 stellt Ansprüche. Sportdirektor Horst Heldt beschwerte sich über Hoffenheim: "Es ist unfassbar, dass so ein vermeintlicher Sauber-Verein wie 1899 Hoffenheim einen Spieler zum Medizincheck einlädt, ohne dass er Schalke 04, der Rechteinhaber bei jenem Spieler ist, davon unterrichtet", sagte Heldt "Sport Bild online". "Da St. Pauli die Kaufoption nicht gezogen hat, muss Hoffenheim Schalke fragen." Der Verein behält sich rechtliche Schritte gegen die Kraichgauer vor.

Das Vertragswerk, das Schalke und St. Pauli ausgehandelt haben, ist extrem kompliziert. St. Pauli besitzt eine Kaufoption, die vor Ablauf der Ausleihe bis 2012 gezogen werden kann. Der Spieler wiederum darf bei einem Angebot aus der Bundesliga gehen. Zieht St. Pauli vorher die Kaufoption, könnte der Klub einen beträchtlichen Gewinn erwirtschaften. Findet der Innenverteidiger keinen Bundesligaverein, gilt der Leihvertrag bis 2012.

Durch den verpatzten Medizincheck ist die Chance gestiegen, dass Zambrano am Millerntor bleibt. Kaum ein Bundesligaverein wird drei Millionen Euro für einen verletzten Spieler bezahlen. Zumal ein Sehnenteilabriss nicht zu unterschätzen ist. "Der Heilungsverlauf kann durchaus mehrere Monate dauern. Zambrano wird sicher verspätet in die Saison einsteigen", sagt St. Paulis Mannschaftsarzt Johannes Holz, der den Verteidiger am 5. Mai letztmals untersucht hat. Sportlich wäre Zambrano ein Gewinn. Allerdings müsste der Verein wohl weitere Abwehrspieler abgeben. Auf der Streichliste: Davidson Drobo-Ampem, zuletzt an Esbjerg verliehen, trainiert derzeit beim Karlsruher SC zur Probe.