Matthias Lehmann, Mittelfeldregisseur des FC St. Pauli, wechselt zu Mitabsteiger Eintracht Frankfurt. Patrick Funk soll ihn ersetzen.

Hamburg. Das Fax mit der Transfervereinbarung, das pünktlich zum Ablauf der Ausstiegsklausel auf der Geschäftsstelle des FC St. Pauli einging, kam ein wenig überraschend. Insbesondere, was den Absender betrifft. Matthias Lehmann hatte stets betont, dass er weiterhin erstklassig spielen wolle. Dieses Ziel hat er nicht erreicht. Der 28-Jährige wechselt zu Mitabsteiger Eintracht Frankfurt. Nach dem obligatorischen Medizincheck wird Lehmann einen Dreijahresvertrag bei den Hessen unterschreiben. Damit verliert der FC St. Pauli seinen wichtigsten Mittelfeldspieler - und die Wahrscheinlichkeit, in der kommenden Saison um den direkten Wiederaufstieg mitzuspielen, verringert sich.

Lehmann hatte zuletzt mit St. Paulis neuem Trainer André Schubert ein Missverständnis ausgeräumt. Schubert war laut Lehmann davon ausgegangen, dass dieser den Verein unbedingt verlassen wolle. "Das habe ich nie gesagt", betont Lehmann, der mit einigen Mannschaftskollegen auf Ibiza weilte, als ihn die Nachricht seines Beraters erreichte: Armin Veh, der neue Coach der Eintracht, wolle ihn unbedingt verpflichten. Jetzt hatte Lehmann nur noch einen Tag Bedenkzeit. "Kein schöner Urlaubstag", sagt Lehmann, der sich schließlich für die vermeintlich bessere sportliche Perspektive entschied. "Eigentlich spricht nichts gegen St. Pauli, die Mannschaft ist toll, die Fans, ich habe in Hamburg eine neue Heimat gefunden", sagt er. "Aber ich möchte auch sofort wieder zurück in die Bundesliga, und die Eintracht hat mir das Gefühl gegeben, dass der Wiederaufstieg dort eher möglich ist." Lehmann fehlte bei St. Pauli ein höherer Anspruch. Zudem seien die Bemühungen der Eintracht stärker gewesen als die des FC St. Pauli.

Immerhin, der Klub kassiert rund 500 000 Euro Ablöse und hat mit Lehmanns ablösefreier Verpflichtung vor zwei Jahren ein gutes Geschäft gemacht. Und für Ersatz ist schon gesorgt: In den nächsten Tagen wird die Verpflichtung von Patrick Funk bekannt gegeben. Der U-21-Nationalspieler, der in der letzten Saison sein Bundesligadebüt feierte und neunmal für den VfB Stuttgart zum Einsatz kam, ist nach Lasse Sobiech, Sebastian Schachten und Philipp Tschauner bereits der vierte Neuzugang. Der VfB will die Rechte an dem talentierten Eigengewächs jedoch behalten. Momentan verhandeln die beiden Klubs die Länge des geplanten Leihgeschäfts. Die Hamburger drängen darauf, den Lehmann-Ersatz für zwei Jahre zu auszuleihen. Er soll am Millerntor seine positive Entwicklung fortsetzen, dann baut der VfB auf Funk in der Zentrale. St. Pauli hat zwar gute Erfahrungen mit jungen Leihspielern gemacht, ob Funk aber den erfahrenen Führungsspieler Lehmann ersetzen kann, darauf darf man gespannt sein.

Der FC St. Pauli gab gestern zwei weitere Vertragsverlängerungen bekannt, von denen das Abendblatt bereits berichtete: Ralph Gunesch gehört ein weiteres Jahr dem Profikader an, und Sportartikelhersteller "Do you football" wird nach 2012 noch vier weitere Jahr Ausrüster des Klubs bleiben.