Wie die ungewisse Ligazugehörigkeit des FC St. Pauli und die erst in der vergangenen Woche begonnene Trainersuche die Transferpolitik lähmen.

Hamburg. Für die mittelfristige Zukunft scheint der Verein bereits gerüstet. In der gestrigen Nacht wurden gleich zehn Spieler des FC St. Pauli nach einem 4:3-Sieg gegen den Iran in Brasilien Fußball-Weltmeister. Keine Illusion, kein Wunschtraum. Realität. Wenngleich es sich bei den frisch gekürten Champions zugegebenermaßen um B-Jugendliche handelt, die mit der Hamburger Julius-Leber-Gesamtschule den interkontinentalen Titel als beste Schulmannschaft errangen.

Um welche Ehren, Klassenerhalt oder Wiederaufstieg, die Profis 2012 spielen werden, bleibt ungewiss. Wer genau das in den kommenden vier Wochen noch zu definierende Ziel bewerkstelligen soll, ebenfalls. Mit 25 Profis will Sportchef Helmut Schulte in die kommende Saison gehen und gibt das Ergebnis der Rechnung damit vor. Abzüglich des nach Esbjerg verliehenen Linksverteidigers Davidson Drobo-Ampem tummeln sich aktuell 28 Spieler im Mannschaftskader, bei erfolgtem Klassenerhalt sollen vier neue Spieler geholt werden: 28 + 4 -X = 25.

Sieben Spieler würden den Verein verlassen müssen, darunter in jedem Fall Torhüter Mathias Hain und der von Bayer Leverkusen ausgeliehene Angreifer Richard Sukuta-Pasu, wohl auch Timo Schultz, der wie Hain (möglicher Torwarttrainer, falls Holger Stanislawski KaPe Nemet mit nach Hoffenheim nimmt) im Verein eine weitere Verwendung finden dürfte, sowie die Abwehrspieler Marcel Eger und Florian Lechner. Fünf Profis, deren Verträge im Sommer allesamt auslaufen. Blieben zwei weitere Streichkandidaten. Das Arbeitspapier von Ralph Gunesch, dessen Leistungen einen Verbleib bei St. Pauli rechtfertigen würden, endet ebenfalls am 30. Juni. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Klub aber auch von Spielern, deren Verträge über das Saisonende hinaus Gültigkeit haben, trennt.

Bei einem Abstieg hingegen würden die Chancen von Eger, Lechner und Co. paradoxerweise deutlich steigen. Mit Angreifer Gerald Asamoah, Linksverteidiger Bastian Oczipka und Torhüter Thomas Kessler, bei entsprechenden Angeboten möglicherweise auch Max Kruse, Fin Bartels und Matthias Lehmann, würden dann zwischen drei und sechs Spielern freiwillig gehen.

Eine diffuse Lage, die Schultes so geschätzte frühzeitige Kaderzusammenstellung schier unmöglich macht. Zumal die Vakanz auf dem Trainerposten die Gespräche mit möglichen Neuzugängen zu losem Interessenaustausch degradiert. "Die Kaderplanung läuft natürlich fort", sagt der Sportchef zwar, schränkt aber auch ein: "Sie wird erst dann intensiviert, wenn wir einen neuen Trainer haben." Entsprechend eilig haben es die ehrenamtlichen Präsidiumsmitglieder bei ihrer Suche. Je schneller sie fündig werden, desto besser für alle: Schulte, aktuelle Spieler und jene potenziellen Neuzugänge, die sich noch nicht aus der Warteschleife am Millerntor verabschiedet haben. Die nächsten zwei Wochen haben entscheidenden Charakter.