St. Paulis Torwart Thomas Kessler entscheidet sich gegen das Herauslaufen beim Ausgleich in Wolfsburg, Stanislawski für Hoffenheim.

Wolfsburg. Man kann Thomas Kessler nicht vorwerfen, dass er nachtragend wäre. Beim Spiel gegen Schalke hatte Trainer Holger Stanislawski St. Paulis Stammtorhüter zum zweiten Mal nach dem Derby gegen den HSV bei einem wichtigen Spiel durch Benedikt Pliquett ersetzt. Offiziell wegen dessen guter Trainingsleistungen. Angeblich hatte der vom 1. FC Köln ausgeliehene Kessler kurz zuvor allerdings auch eine Vertragsoption gezogen, die ihn dazu berechtigt, bei einem Abstieg am Saisonende zu seinem Heimatverein zurückzukehren. Zudem wurde der 25-Jährige mit Aufstiegsaspirant Hertha BSC Berlin in Verbindung gebracht. Äußern wollten sich dazu weder Kessler noch Stanislawski.

Gegen Wolfsburg durfte der gebürtige Kölner nun wieder zwischen die Pfosten zurückkehren. In der Woche zuvor hatte ihm das noch eine Grippe verwehrt. Nach dem Comeback zeigte Kessler keine Spur von Verstimmung. Im Gegenteil. Er sprach seinem Coach ein großes Lob aus. "Stani ist ein Riesentrainer, mit keinem anderen hätten wir mit dieser Truppe 29 Punkte geholt", sagte der Torhüter. Er selbst hatte im Laufe der Saison auch maßgeblich zu dem einen oder anderen Punktgewinn beigetragen. Am Sonnabend präsentierte sich Kessler jedoch nicht so souverän wie gewohnt. Das 0:1 schien haltbar, beim Ausgleich kurz vor Schluss entschied er sich gegen das Herauslaufen. Ein Fehler, den ihm auch sein Trainer ankreidete. "Den Ball kann ich auf der Linie nicht mehr verteidigen", meinte Stanislawski. "Es kann aber auch nicht sein, dass der da vier oder fünf Meter vor dem Tor frei zum Kopfball kommt." Kessler selbst hatte befürchtet, dass ein Spieler am kurzen Pfosten den Ball ins Tor lenken könnte. Insgesamt habe ihm nach der Auszeit noch ein wenig der Rhythmus gefehlt.

Keinen Zweifel wollte er an der richtigen Einstellung für die verbleibenden Spiele aufkommen lassen. "Ich bin die ganze Zeit ein Spieler dieses Vereins, ich gebe 100 Prozent." Ähnlich äußerte sich auch sein Trainer mit Blick auf seinen eigenen Weggang zum Saisonende. "Ich bin gedanklich aber noch voll hier", sagte Stanislawski, der gestern erstmals offiziell bestätigte, dass es ihn nach Hoffenheim ziehen wird. "Es geht nur noch um Detailfragen. Wir sind uns weitestgehend einig", sagte Stanislawski. Zu den Details gehört weiterhin, ob ihn seine bisherigen Co-Trainer begleiten werden. Teammanager und Medienchef Christian Bönig wird hingegen bei St. Pauli bleiben.