Der neue Trainer soll ein emotionaler Pädagoge sein - und nicht mehr an einen Klub gebunden

Hamburg. Angesichts der Tragweite der Entscheidung Holger Stanislawskis fiel es den beim FC St. Pauli verbleibenden Verantwortlichen gestern nicht leicht, den Blick nach vorne zu richten. "Ich tue mich schwer, jetzt zu sagen, dass in jeder Veränderung auch eine Chance liegt", meinte Sportchef Helmut Schulte. "Es wird sehr schwierig, diesen Verlust zu kompensieren." Dennoch wird ein Quartett in den kommenden Tagen versuchen, genau dieses zu tun.

Wie Präsident Stefan Orth erklärte, werden sich neben ihm und Schulte die Vizepräsidenten Bernd-Georg Spies und Jens Duve mit der Nachfolgersuche befassen. Bislang habe sich die Vereinsführung noch mit keinem neuen Trainer konkret auseinandergesetzt. Allerdings wurde angesichts des bereits seit Längerem drohenden Abschieds Stanislawskis ein Profil erarbeitet, das laut Orth drei bis vier mögliche Erbfolger erfüllen. Bislang in den Medien genannte Namen bezeichnete der Vereinsboss "als reine Spekulation".

Recherchen des Abendblatts hatten ergeben, dass unter anderem der bisherige Coach des SC Paderborn, Andre Schubert, auf der Kandidatenliste steht. Schubert hatte jüngst bekannt gegeben, dass er den Zweitligisten mangels sportlicher Perspektive im Sommer verlassen wird. Nach "Bild"-Informationen soll auch Mike Büskens, aktuell bei Paderborns Ligakonkurrenten Greuther Fürth unter Vertrag, gute Karten haben. Büskens, aus Schalker Zeiten Schulte bestens bekannt, will sich angeblich noch in dieser Woche zu seiner Zukunft äußern. Fürths Präsident Helmut Hack gab sich seinerseits indes zuletzt zuversichtlich, dass Büskens das Angebot einer Vertragsverlängerung in Franken annehmen werde.

St. Paulis Vereinsführung sieht sich derweil nicht unter akutem Handlungsdruck. "Uns bleibt Zeit genug", sagt Vereinschef Orth. Und betont: "Wir werden nichts überstürzen." Wichtiger ist den Verantwortlichen, dass der neue Trainer tatsächlich in das erarbeitete Profil passt. Dieses sieht vor, dass an Stanislawskis Arbeit angeknüpft werden soll. So bleibt es dabei, dass der Klub - auch mangels finanzieller Möglichkeiten für große Transfers - weiter auf begeisterungsfähige, junge, deutschsprachige Spieler setzen will. Pädagogische Fähigkeiten sind ebenso gefragt wie Emotionalität. "Es muss auch ein Mensch sein, der in die Stadt und zu unserer Kultur passt", sagte Orth. Taktisch sollen die Zeichen weiter auf Offensive stehen.

"Ich weiche für etwas Neues, das sich hier prächtig entwickeln wird", glaubt der scheidende Stanislawski voller Optimismus. Auch wenn der Kiezklub von seinem neuen Arbeitgeber für ihn eine im Vertrag festgeschriebene Ablöse von 250 000 Euro erhalten wird, soll sein Nachfolger nichts kosten, also dann nicht mehr bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen. "Der Trainer wird im Sommer frei sein", legte sich Orth gestern fest.