Holger Stanislawski ist immer für eine Überraschung gut. Als Fußballtrainer wie auch privat. Mal verblüfft er modisch, wenn er wie vor dem Hamburger Derby plötzlich eine Schiebermütze über dem raspelkurzen Haar trägt. Den anderen Tag musikalisch, wenn er daheim in Tonndorf mit Labrador-Dame Shila zu Techno von Scooter tanzt.

Seine Spieler wissen ihr eigenes Lied von ungewöhnlichen Maßnahmen des 41-Jährigen zu singen. Stanislawski ließ die Kicker Raptexte schreiben und Bilder malen, um für die richtige Stimmung im Team zu sorgen. Auch mit diesen Mitteln führte der ehemalige Spieler, Praktikant und Vizepräsident des FC St. Pauli seinen Verein als Trainer aus der Drittklassigkeit in die Bundesliga. Ein erstaunlicher Erfolg.

Kaum überraschend war es da, dass andere Klubs auf den gebürtigen Hamburger aufmerksam wurden. Dass nun ausgerechnet Hoffenheim zu seinem ersten beruflichen "Auswärtsspiel" werden soll, verwundert dagegen. Vielleicht möchte sich Stanislawski, seit 1994 verheiratet mit Ehefrau Michelle, mit dem Kulturschock in der badischen Provinz einfach selbst überraschen.

Solange der Coach seinen Abgang nicht bestätigt hat, bleibt St. Paulis Fans noch ein Fünkchen Hoffnung. Bei Stanislawski, der gerne die Formel 1 mit Schumacher-Kappe vor dem TV verfolgt, ist schließlich alles möglich. Ein Verbleib bei St. Pauli wäre aber vor allem eines: überraschend.