Verein gibt Aussagen an die Polizei weiter und berichtet dem DFB

Hamburg. Entschieden ist noch nichts, und das Urteil, wie der DFB mit dem am Freitag in der 88. Minute vorzeitig abgebrochenen Bundesligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 umgeht, wird wohl auch erst morgen gesprochen werden. Bis heute hat Vizepräsident und Rechtsanwalt Gernot Stenger Zeit, um zu dem Vorfall für den FC St. Pauli Stellung zu nehmen.

Doch die Konsequenzen, die nach dem Bierbecherwurf eines Zuschauers in den Nacken von Schiedsrichter-Assistent Thorsten Schiffner drohen, gelten mittlerweile als offenes Geheimnis. Es ist davon auszugehen, dass der Aufsteiger eine Ligapartie am Millerntor als sogenanntes Geisterspiel vor leeren Rängen austragen muss. Eine Strafe, die Mindereinnahmen in Höhe von etwa 750 000 Euro bedeuten und den mit dem Abbezahlen des Stadionkredits und Neubau des Trainingsgeländes finanziell schwer belasteten Klubs empfindlich treffen würde. Organisatorisch wäre die Maßnahme bereits im kommenden Heimspiel gegen Werder Bremen zumutbar, da die Hamburger an den kommenden zwei Wochenenden zunächst auswärts in Leverkusen und Wolfsburg anzutreten haben.

Das Präsidium des FC St. Pauli bekräftigte nun noch einmal, den Becherwerfer in die Verantwortung zu nehmen: "Wir werden derartige Verletzungen des Fairplay und des respektvollen Umgangs mit (sportlichen) Gegnern und Offiziellen nicht hinnehmen, verstoßen sie doch eklatant gegen unsere einzigartige Fankultur am Millerntor. Wir werden die Verursacher/Täter derartiger Aktionen auch persönlich zur Rechenschaft ziehen bzw. Regress nehmen, denn es kann nicht sein, dass unser Verein und unsere Mitglieder kollektiv die finanziellen Folgen derartiger Taten/Handlungen tragen", heißt es in einer Stellungnahme.

Der am Freitag der Polizei übergebene Stefan H., der kein Dauerkartenbesitzer ist und aus Nord-Niedersachsen kommt, gilt weiterhin als verdächtig. Die Personalien und Aussagen zweier Zeugen, die sich beim Verein gemeldet hatten, wurden gestern an die Polizei weitergegeben, die einen der beiden bereits vernahm. "Die Aussagen des Zeugen haben den Verdacht gegen den 43-Jährigen erhärtet", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.

In den kommenden Tagen werden die Hamburger Kripobeamten nach Lübeck zu dem zweiten Zeugen fahren, um auch diesen zu vernehmen. Schiffner, der heute beim Viertelfinalhinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und Tottenham Hotspur im Einsatz ist, muss ebenfalls noch seine Aussage in Hamburg machen.