Erst zweimal trafen eingewechselte Kiezkicker in der Rückrunde. “Beste“ Joker sind deshalb immer noch Gerald Asamoah und Florian Bruns.

Hamburg. Man konnte sich darauf verlassen: Wenn Trainer Holger Stanislawski rund um die 60. Minute einen Doppelwechsel veranlasste, ging wenig später ein Ruck durch die Mannschaft des FC St. Pauli. Eine Kausalität, die der Vergangenheit angehört. Noch zu Beginn dieser Saison gab es die erhofften Akzente von der Bank. Am ersten Spieltag beispielsweise, als der spät gekommene Richard Sukuta-Pasu erst die Partie beim SC Freiburg mit seinem Treffer drehte und anschließend den ebenfalls eingewechselten Fin Bartels bediente, der zum finalen 3:1 traf. Auch Gerald Asamoah brachte nach seiner Sehnenverletzung als Joker viel Bewegung. Lang ist es her.

Mittlerweile werden die in die Einwechslungen gesetzten Hoffnungen nur noch höchst selten erfüllt. Dabei wäre eine starke Bank gerade jetzt, in Zeiten, in denen Spieler der ersten Elf schwächeln, so wichtig. Der letzte Profi, der von der Bank kommend einen gänzlich positiven Eindruck hinterließ, war Dennis Daube. "Sofort präsent und anspielbereit. Könnte zum Serientäter werden", urteilte das "Abendblatt" nach dem 3:1 gegen Mönchengladbach.

Warum es St. Paulis Profis schwerer als früher fällt, dem Spiel zu einem späten Zeitpunkt noch ihren Stempel aufzudrücken, weiß Florian Bruns. Der 31-Jährige ist der Edeljoker der Braun-Weißen, Stanislawski wechselte ihn bereits 16-mal ein. "Früher kam ein Spieler bei uns rein und machte dann vielleicht noch das dritte oder vierte Tor", sagt Bruns. "Wenn du dagegen schon 0:2 hinten liegst, ist es schwer zu erwarten, dass der Eingewechselte das Spiel mit ein, zwei Aktionen dreht."

Am achten Spieltag gelang Bruns in der 81. Minute das umjubelte 3:2 gegen Nürnberg. Acht Minuten zuvor war der Allrounder eingewechselt worden. Zudem verwandelte der Mittelfeldmann beim 3:0 gegen Köln ebenfalls von der Bank kommend einen Elfmeter. Mit zwei Jokertoren liegt er gleichauf mit Gerald Asamoah, ligaweit führen Dortmunds Robert Lewandowski und Martin Harnik (Stuttgart) mit je vier Toren die Rangliste an. Was die Gesamtzahl angeht, befindet sich St. Pauli mit sechs Treffern im breiten Mittelfeld, dem HSV gelang ein Treffer mehr, an der Spitze liegt Mainz mit 13 Jokertoren.

Bruns weiß, dass von einem eingewechselten Spieler erwartet wird, dass er neuen Schwung bringt, alles herausholt, was in der späten Phase des Spiels noch möglich ist. Druck, sich innerhalb kürzester Zeit beweisen zu müssen, sei kein Hemmnis, meint Bruns. Jedenfalls nicht für ihn.