Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Die gute Nachricht vorneweg: Das erste Frühlingswochenende wird nicht die sechste Pleite in Folge mit sich bringen, der Negativtrend des FC St. Pauli wird ausgesetzt. Schuld daran, und damit wären wir schon wieder bei den schlechten Meldungen, ist indes kein Aufblühen der Spielkultur. Allein dem Spielplan sei Dank, dass der schwarzen Serie das nächste Kapitel verwehrt bleibt. Die Liga pausiert. Sarkasmus, mit dem der Klub leben muss, den er aber nicht verdient hat.

Wer jetzt über ausbleibende Erfolge lamentiert, Entscheidungsträger kritisiert, der hat vergessen, woher Klub und Mannschaft kommen und was sie in den vergangenen Monaten durchgemacht haben: Führungswechsel im Präsidium. Anschuldigungen des depressiv kranken Ex-Spielers Andreas Biermann. Die Verwicklung von Verein und Spielern in den Wettskandal durch den spielsüchtigen René Schnitzler. Interne Streitereien im Zuge der von den Sozialromantikern angestoßenen Kommerz-Debatte. Miserable winterliche Trainings- und Spielbedingungen. Und nicht zuletzt das große Verletzungspech, das im vorzeitigen Saison-Aus einer kompletten Vierer-Abwehrkette gipfelte.

Eigentlich viel zu viel für einen Verein, der das Abenteuer Bundesliga mit vielen ehemaligen Drittligaspielern angegangen war. Jeder wusste im Sommer 2010, dass es schwer werden würde. Die vielen Nebenschauplätze erschwerten das Kommando Klassenerhalt zusätzlich. Man vergisst schnell. Heute vor vier Jahren war St. Pauli Tabellenvierter der Regionalliga Nord, aktuell steht der Klub auf Platz 16 der Bundesliga. Und das noch mindestens neun Tage lang. Hut ab, FC St. Pauli!