Momentan läuft es bei ihm nicht: St. Paulis Deniz Naki vermisst die Freude der letzten Saison und sucht nach einem Weg aus der Krise.

Hamburg. Es war Liebe auf den ersten Blick. Deniz Naki und der FC St. Pauli. Als der stets hoch- und manchmal etwas übermotivierte Jungspund im Sommer 2009 aus Ahlen zum FC St. Pauli kam, hatte er gerade elf Zweitligaspiele hinter sich, spielte sich aber auf schnellstem Weg in die Herzen der Fans und seines Trainers Holger Stanislawski. Naki war es, der nach Siegen die Vereinsflagge in den Rasen rammte, der nach eigenen Toren Karatekicks vor der Südtribüne vorführte und der am Tag des Bundesligaaufstiegs ein entscheidendes Tor in Fürth erzielte, bevor er auf dem Dach der Auswechselbank den Fanchor dirigierte und die braunweiße Fahne schwenkte. Es war alles angerichtet für das erste Bundesligajahr des Deutschtürken, doch dann gab es einen Knacks. Niemand weiß so genau, was passiert ist in den letzten Monaten, Fakt ist, dass Naki nicht mehr der temperamentvolle Spaßvogel ist, der er in der vergangenen Saison war. Die Liebesbeziehung hat einen Dämpfer erlitten.

"Natürlich denke ich noch an all die Szenen", sagt Naki. "Ich brauche das, ich ticke eben so und werde mich auch nicht ändern. Aber ich kann doch nicht den Showman geben, wenn ich schlecht oder gar nicht spiele." Es fehlt ihm, bejubelt zu werden. Für einen wie Naki ist es wichtig, dass er seinen Teil beiträgt, wenn die Mannschaft erfolgreich ist.

Er weiß, dass er es sich selbst zuzuschreiben hat, dass es momentan nicht läuft. Für die kurzzeitige Suspendierung im Dezember, als er wiederholt zu spät zum Training erschien, sucht er die Schuld allein bei sich. Dass in einer Beziehung immer zwei Parteien beteiligt sind, will er nicht gelten lassen. Die Suspendierung war der Beginn einer Krise, aus der er bislang noch keinen Ausweg gefunden hat. "Die Wärme war letztes Jahr stärker, da war es wirklich wie eine Liebesbeziehung. In einer echten Beziehung würde man jetzt wohl von einer leichten Krise reden, in der mehr diskutiert wird."

Dass er mit der Situation nicht zufrieden ist, dass er sich Gedanken macht, ist offensichtlich. "Ich versuche, es positiv zu sehen", sagt er. "Ich bin erst 21 und vielleicht ist es gut, dass ich diese Erfahrungen jetzt mache." So sieht es auch sein Berater Volker Struth: "Wenn Deniz mit seiner Situation zufrieden wäre, hätte er den Beruf verfehlt. Aber er braucht Zeit, um sich zu entwickeln, es kann nicht alles von jetzt auf gleich funktionieren", sagt Struth und hofft auf weitere Chancen für seinen jungen Spieler. "Die werden kommen - und dann muss er sie nutzen."

Sollte Naki es nicht schaffen, seine Situation zu verbessern und wieder auf dem Platz für Furore zu sorgen, wird er etwas ändern. "Ich will spielen", sagt er. "Und ich will natürlich keinen Rückschritt, aber wenn ich mich in der ersten Liga nicht durchsetzen kann, muss ich einen anderen Weg gehen." Sein Vertrag beim FC St. Pauli gilt bis 2012. Trotzdem sagt er: "Man kann nie wissen, was am Ende der Saison passiert." Dann blitzt sein altes Lächeln auf und er zwinkert kurz. Man weiß sofort: Deniz Naki will nur eins: Fußball spielen. Am liebsten beim FC St. Pauli.