Der FC St. Pauli und Mönchengladbach klagen vor dem wichtigen Duell im Kampf gegen den Bundesliga-Abstieg über viele Ausfälle.

Hamburg. Selbst der Cheftrainer blieb dem vormittäglichen Aufgalopp fern. Holger Stanislawski schwänzte die Trainingseinheit zugunsten intensiven Videostudiums und zog sich dorthin zurück, wo momentan ohnehin ein Großteil seines Kaders der Arbeit nachgeht: ins Funktionsgebäude. Vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sonnabend, 15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) vergrößerten nun der erkrankte Deniz Naki und Mathias Hain (muskuläre Probleme im Nackenbereich) die ohnehin schon veritablen personellen Probleme.

Das Ticket für den Kader wird über die Trainingsbeteiligung gelöst. Gerade einmal 16 Profis fanden sich gestern Morgen in der Mitte des Trainingsplatzes ein, darunter auch die erst jüngst zurückgekehrten Marius Ebbers, Fabio Morena und Jan-Philipp Kalla, deren Trainingsrückstand keinen Einsatz von Beginn an zulassen dürfte. Auf dem hinteren Feld verrichtete der weiter an muskulären Problemen laborierende Florian Bruns mit den Torhütern leichte Ballarbeit, während Matthias Lehmann nach überstandener Grippe das Gelände ohne Ball, dafür aber mit Athletiktrainer Pedro Gonzalez umrundete. Nach 40 Minuten gesellte sich auch noch der mit Patellasehnenproblemen gehandicapte Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach zur Laufgruppe dazu. Ein ernüchterndes Bild.

Nicht weniger desillusionierend wirkt in diesen Tagen der Blick von Michael Frontzeck. Zwar hat der Trainer von Borussia Mönchengladbach deutlich weniger Ausfälle zu beklagen, doch nach der Gelb-Rot-Sperre für Abwehrchef Dante müssen die Borussen wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel kurzfristig auch noch auf Offensiv-Wirbelwind Marco Reus verzichten. Ein Schock, wie Frontzeck verdeutlicht: "Damit fehlen uns mal wieder elementare Spieler." Und mit Dante und Reus die beiden wahrscheinlich besten. St. Pauli hat keine Masse, die Borussen verlieren an Klasse. Eine prekäre Situation, die durch die Probleme der angedachten Stellvertreter verschärft wird: Hinter Roel Brouwers, der gestern mit einer Grippe das Bett hütete, und Karim Matmour (Rückenbeschwerden) stehen dicke Fragezeichen.

Im Kellerduell beim Tabellen-15., das im Mönchengladbacher Umfeld bereits als letzte Chance im Kampf um den direkten Klassenerhalt gewertet wird, muss das Bundesligaschlusslicht erneut seine Mannschaft umbauen. So wird statt Dante oder Brouwers voraussichtlich Mittelfeldspieler Havard Nordtveit in die Innenverteidigung rücken. Dessen freien Platz im Mittelfeldzentrum könnte Winterneuzugang Michael Fink einnehmen und für Reus-Vertreter Matmour Thorben Marx in die Offensivabteilung rutschen.

Umbaumaßnahmen, die kennzeichnend sind für eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen. "Wir müssen uns reinbeißen", weiß Frontzeck und erinnert an die vergangenen 1:0-Auswärtssiege in Nürnberg und Frankfurt. Bei St. Pauli sorgte schon die Nachmittagseinheit für Hoffnung. Neben Vasilis Vallianos aus der eigenen U 23 trainierte auch Lehmann wieder mit und verlieh dem Kader zumindest etwas mehr an Masse und Klasse.