Was aus den Spielern aus St. Paulis Aufstiegskader wurde, die nicht mit in die Bundesliga gingen. Nicht alle haben ihr Glück gefunden.

Hamburg. Marc Fascher freut sich, wie er selbst sagt, wie ein kleines Kind über die kommenden Weihnachtstage. Nicht so sehr wegen der zu erwartenden Bescherung, sondern weil er wieder mal ein paar Tage am Stück in seiner Heimat verbringen kann. Der ehemalige Defensiv-Stratege von Concordia und Lurup arbeitet mittlerweile als Trainer bei Preußen Münster in der Regionalliga West. In Westfalen fühle er sich sehr wohl, aber Hamburg sei als Stadt einfach noch mal etwas völlig anderes, sagt der 42-Jährige.

Eine Erfahrung, die im vergangenen halben Jahr auch einer seiner Spieler machte. Jonathan Bourgault gehörte zur Aufstiegsmannschaft des FC St. Pauli , erhielt dann aber wie fünf weitere Profis keinen neuen Vertrag beim Kiezklub. Der kanadische Nationalspieler machte daraufhin einen Rückschritt in die vierte Liga, darf sich nun aber als Einziger der Abgänger über Erfolge als Aktiver freuen. Münster macht sich als Tabellenzweiter berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg in die Dritte Liga.

Bei immerhin 14 Partien stand der erst 22 Jahre alte Bourgault in der Hinrunde auf dem Platz, erzielte einen Treffer. "Jono macht seine Sache gut, hat aber noch Luft nach oben", sagt sein Coach über den Mittelfeldspieler. "Wir versuchen ihn zu fördern und zu fordern. Er will ja schließlich irgendwann wieder zu einem Verein wie St. Pauli zurück." Fascher, der mit St. Paulis Trainer Holger Stanislawski befreundet ist, weiß, dass die Braun-Weißen Bourgault schweren Herzens ziehen ließen.

Beinahe hätte Fascher noch einen weiteren Aufsteiger St. Paulis unter seine Fittiche genommen, doch eine Knieverletzung verhinderte die Verpflichtung von Torhüter Patrik Borger, dem auch ein Angebot eines polnischen Erstligisten vorlag. Nach einer OP und der folgenden Regeneration ist der 31 Jahre alte Kieler wieder bereit für eine neue Aufgabe, trainiert derzeit in Büdelsdorf sowie Neumünster und hofft, in der Winterpause einen Vertrag im Ausland zu unterzeichnen. Wegen Verletzungen auch in der vergangenen Saison nicht zum Einsatz gekommen waren Verteidiger Marc Gouiffe à Goufan, 26, und Mittelfeldspieler Thomas Meggle, 35. Während Letztgenannter mittlerweile Co-Trainer bei St. Pauli ist, befindet sich der Kameruner weiterhin im Krankenstand und arbeitet beim SC Paderborn an seiner Fitness.

Keinen Fußball spielt derzeit auch Andreas Biermann, der in der vergangenen Saison nach einem Selbstmord-Versuch seine Depressions-Erkrankung öffentlich gemacht hatte. Der 30-Jährige zog zurück in seine Heimat, nach Falkensee bei Berlin. Einen neuen Verein fand er nicht, will nun Psychologie studieren. Neben Bourgault ist es somit nur Morike Sako gelungen, am Ball zu bleiben. Mit mäßigem Erfolg stürmt der 29-Jährige beim Zweitligaletzten Arminia Bielefeld. Kein Wunder also, dass sich Sako über das Wiedersehen mit den alten Kumpels am vergangenen Wochenende im Millerntor-Stadion freute - wie ein kleines Kind, trotz seiner 2,02 Meter.