Nur zweimal lief St. Pauli diese Saison mit der gleichen Offensive auf. Stanislawski hat ein Überangebot, unverzichtbar machte sich niemand.

Hamburg. Manchmal ist nur ein kleines Erfolgserlebnis nötig, damit der Knoten platzt. St. Paulis Offensivtalent Max Kruse hofft genau auf diesen Effekt. Am Dienstagabend erzielte der 22-Jährige im Testspiel beim Oberligaklub Eintracht Norderstedt einen Hattrick. Nur 23 Minuten brauchte der gebürtige Reinbeker in der zweiten Hälfte, um beim 5:0 die drei Tore in Folge zu markieren. "Es ist schon so, dass man sich Selbstvertrauen in solchen Spielen holen kann", meint Kruse. "Wenn man da Tore macht, merkt man in jedem Fall, dass man es noch kann." Die drei Treffer, die der Jungprofi im Edmund-Plambeck-Stadion für sich verbuchte, waren nämlich genau drei mehr, als ihm bislang in der laufenden Bundesliga-Spielzeit gelangen.

Anders als bei einem echten Torjäger hätte man von Kruse vor der Saison nicht erwartet, dass er reihenweise die Bälle im gegnerischen Netz versenkt. Andererseits versprachen sieben Treffer im Aufstiegsjahr mehr als die nun bei ihm noch stehende Null. Auf der Suche nach Erklärungen spricht der ehemalige Bremer nun von zu wenigen Tormöglichkeiten, die seine Mannschaft insgesamt herausgearbeitet habe. "Wir müssen versuchen, mehr gefährliche Situationen zu erzwingen", hatte nach der 0:1-Heimniederlage am Wochenende gegen Leverkusen auch Trainer Holger Stanislawski angemahnt. "Offensivfußball hat sehr, sehr viel mit Kreativität und Handlungsschnelligkeit der einzelnen Spieler zu tun."

Kruse ist wohlgemerkt nicht der einzige Kiezkicker, dem diese Eigenschaften in den vergangenen Wochen ein wenig abhandengekommen zu sein schienen. Nahezu alle Spieler, die für die offensive Mittelfeldreihe hinter Marius Ebbers infrage kommen, kämpfen derzeit mehr mit sich selbst, als dass sie das Team voranbringen könnten. Dabei versprach gerade die mit vielen technisch versierten Profis besetzte Offensive St. Paulis Prunkstück zu werden. Nun hat Stanislawski weniger wegen der Quantität, sondern eher wegen der Qualität die Qual der Wahl.

Acht Spieler kommen neben Ebbers für in der Regel vier Offensivplätze infrage. Nur zweimal schickte der Coach die identische Anfangsformation wie im jeweiligen Spiel zuvor aufs Feld. Auf Deniz Naki, Fin Bartels und Kruse, die sich auf Schalke vergeblich hinter dem häufig in der Luft hängenden Ebbers mühten, folgten zuletzt gegen Leverkusen Florian Bruns, Charles Takyi und Gerald Asamoah. Mit gleichbleibendem Misserfolg. "Wir sind wirklich sehr gut besetzt", ist Kruse weiter überzeugt. "Es fehlt aber einfach die Konstanz bei uns." So wird Stanislawski das Quartett wohl auch für die Partie gegen Wolfsburg am Sonntag (17.30 Uhr) neu durchmischen.

Vor allem von Spielmacher Takyi hatte man sich eindeutig mehr erhofft. Vergeblich. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ging nun sogar so weit, offen die Erstligatauglichkeit des filigranen Technikers zu hinterfragen. Der noch torlose Takyi selbst macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Er habe sich sehr viel vorgenommen und könne nun nicht zufrieden sein. Gleiches gilt auch für Bruns und Naki. Während Bruns immerhin für sich in Anspruch nehmen darf, gegen Mönchengladbach und Nürnberg zwei wichtige Treffer erzielt zu haben, blieb Nakis erhoffter Durchbruch bislang aus.

Da Asamoah den meisten Schwung als Joker brachte, Rouwen Hennings wenig Glück beim Torabschluss hatte und Richard Sukuta-Pasu zuletzt rund zwei Monate verletzungsbedingt fehlte, ist Fin Bartels mit seinem Elan der einzige wirkliche Lichtblick in der Offensive. Drei Treffer bereitete der 23-Jährige schon vor, ein Tor erzielte er selbst. Ein wichtiges Erfolgserlebnis, das mit mehr Selbstvertrauen nun auch Kruse gegen Wolfsburg einheimsen möchte. Es müssen ja nicht immer gleich drei Treffer sein.