Nur 422 Mitglieder stimmen über den neuen Aufsichtsrat des Bundesligaaufsteigers ab

Hamburg. Die Weichen sind gestellt. Einen Tag nachdem mit Stefan Orth und seinen Stellvertretern Jens Duve, Bernd-Georg Spies, Gernot Stenger und Tjark Woydt das neue Präsidium des FC St. Pauli gewählt wurde, erhielt nun auch der Aufsichtsrat seine Legitimation. Mit Roger Hasenbein (267 Stimmen), Michael Burmester (254), Lars Sörensen (211), Uwe Doll (177), Christoph Kröger (172) und Tay Eich (154) erhielten sämtliche sechs Vertreter des alten Aufsichtsrats das Vertrauen. Ein Votum, das als Kompliment für die abgelaufene Amtszeit verstanden werden darf. Komplettiert wird das Gremium für die nächsten vier Jahre von Marcus Schulz (166), der den nicht mehr angetretenen Ulrich Reuss ersetzt. Alle anderen Bewerber verfehlten das angestrebte Amt deutlich.

Mehr Gesprächsstoff lieferte die geringe Resonanz. Nur 422 stimmberechtigte der mehr als 13 000 Vereinsmitglieder waren in den Saal 1 des CCH gekommen. "Wir werden darüber nachzudenken haben, weshalb nur so wenige St. Paulianerinnen und St. Paulianer von ihrem Recht der Mitbestimmung Gebrauch machen", zeigte sich nicht nur Orth enttäuscht. Am Vortag waren es gerade einmal 159 mehr gewesen. "Geheime" Wahlen beim FC St. Pauli.

Die nächste wird auf der kommenden Sitzung des neuen Aufsichtrats folgen, wenn die Gremiumsmitglieder ihren Vorsitzenden bestimmen. Als Favorit gilt der bisherige Amtsinhaber Burmester, zumal Neuling Schulz, der im Mai als Vizepräsident zurückgetreten war, keine Ambitionen zu haben scheint. "Heute ist erst die Wahl gewesen. Ich bin aber ohnehin nicht titelsüchtig", sagte der 44-Jährige unaufgeregt, aber zufrieden: "Jetzt gehen wir erst mal ein Bier trinken."

Wie man einen auch nur spärlich gefüllten Saal zum Toben bringt, zeigte wenig später Günter Peine, der wie Karl Kunert für seine 80-jährige Mitgliedschaft mit einer von zwei Diamanten verzierten goldenen Nadel geehrt wurde und ein selbst verfasstes Gedicht über den Klub vortrug. "Hier wirst du aufgenommen", heißt es da in einer Textzeile. Ein Angebot, von dem zuletzt reger Gebrauch gemacht wurde. Offenbar aber nicht, um sich einzubringen und mitzubestimmen.