Hamburg. Die Modelleisenbahn schnauft gelassen zwischen zwei Spielzügen. Die Waggons transportieren Currywurst in Pappbechern. Unter jedem der 27 abgewetzten Schalensitze lugt eine kleine Zapfanlage mit einem Fässchen Bier heraus.

Willkommen in der "Logen-Hütte" des FC St. Pauli, dem ungewöhnlichsten VIP-Treff der Bundesliga. Wo früher Polizeibeamte aus einem Container die Fans mit Argusaugen beobachteten, leiden und jubeln jetzt Gäste der Hamburger Werbeagentur Nordpol.

Mit dem Begriff Loge assoziiert der gemeine Fan Fußball hinter Glas mit Champagner und Häppchen. Damit hat die "fünfte Tribüne" am Millerntor indes gar nichts gemein. Serviert werden Bier und Limo. Und eben Currywurst per Bahn.

Die Logenhütte duckt sich im Eck der alten Gegentribüne unter einem alten Wellblechdach. Eine enge Treppe führt zunächst in den Spiegelsaal, komplett tapeziert mit Graffiti und Fan-Devotionalien. Eine Treppe höher dann die Tribüne, ein gewagtes Provisorium aus Holz und Stahl. Das einzige Zugeständnis an die Moderne sind die eingelassenen Mini-Bildschirme in den Rückseiten der Schalensitze. Dort flimmert das Spiel auf Sky, was das sofortige Verifizieren von Schiedsrichterentscheidungen gestattet - angesichts des atemberaubenden Eck-Blicks eine eher unnötige Ablenkung.

Die fünfte Tribüne entstand in nur zehn Tagen. "Die Loge ist eine Hommage für den FC St. Pauli, wie wir ihn lieben", sagt Lars Rühmann von Nordpol. Ein bisschen Schmu ist auch dabei. Denn die Schalensitze waren eigentlich ganz neu; wurden zum Leidwesen des Tischlers auf alt getrimmt. Passte besser zu den Graffiti. Und zur Vergänglichkeit. Denn in zwei Jahren wird die Logen-Hütte beim nächsten Umbau am Millerntor wieder abgerissen. Schade darum ist es schon jetzt.