St. Paulis Marius Ebbers, der zwei Jahre in Köln spielte und dort sein erstes Bundesliga-Tor erzielte, hat eine Siegstrategie entwickelt.

Hamburg. Irgendwann wurde es ihm zu viel. Holger Stanislawski beobachtete das Treiben seiner Spieler, fasste sich mehrmals ratlos an den Kopf, rieb sich die Augen, unterbrach das Spiel, gestikulierte, dann hatte er genug gesehen. Der Trainer schickte die Mannschaft zum Laufen und beendete die Übungseinheit. Nachdenklich verschwand er in der Kabine. Nach zwei trainingsfreien Tagen sollte gestern die intensive Vorbereitung auf das nächste Bundesligaspiel beim 1. FC Köln beginnen (So, 17.30 Uhr), zufrieden war Stanislawski mit dem Training seiner Mannschaft offensichtlich nicht.

"Wir sind nicht so gut reingekommen nach den beiden freien Tagen. Wir müssen schnell wieder Spannung aufbauen, denn die ist schon geringer nach einer Woche ohne Pflichtspiel", sagt Marius Ebbers. Sorgen macht sich der Vizekapitän, der die ersten beiden Spiele mit der Binde um den Oberarm auflief, nicht. Gegenüber Köln, das die ersten beiden Partien gegen Kaiserslautern (1:3) und Bremen (2:4) verloren hat, sei St. Pauli in der besseren Position. "Die müssen unbedingt gewinnen, wir können das zu einem richtig guten Spiel für uns machen. Dafür müssen wir natürlich was tun." Ebbers, der zwei Jahre lang am Rhein spielte und dort sein erstes Bundesliga-Tor erzielte, hat bereits eine Strategie entwickelt, wie die Punkte in Köln am einfachsten zu holen sind. "Wir müssen die ersten 20 Minuten zeigen, dass es gegen uns nicht einfach wird, dann kann es schnell passieren, dass die Stimmung im Stadion umschwenkt, und dann läuft alles für uns", sagt der 32-Jährige. "Ich habe selbst miterlebt, dass da schnell Unzufriedenheit entsteht."

Lediglich ein Spieler aus der damaligen Kölner Mannschaft wird auch am Sonntag mit von der Partie sein: Lukas Podolski, der zusammen mit Ebbers sein erstes Bundesligajahr spielte und nach dem Abstieg das torgefährlichste Sturmduo in der Zweiten Liga bildete. Danach trennten sich die Wege, Ebbers wechselte zu Alemannia Aachen. Auch die Verantwortlichen sind heute andere als 2003/04, und selbst der Zeugwart sei kürzlich zur zweiten Mannschaft versetzt worden. Es verbinde ihn nicht mehr viel mit dem Verein, sagt Ebbers, der sehr fokussiert und gleichzeitig entspannt wirkt. Nach den Leistungen der Mannschaft in den ersten beiden Spielen gegen Freiburg (3:1) und Hoffenheim (0:1) sieht er allen Grund dazu: "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können, und selbst wenn wir in Köln verlieren sollten, wovon ich nicht ausgehe, wird nach dem dritten Spieltag bei uns sicher niemand nervös."

Allerdings könnte der Ton im Training rauer werden. Und Trainer Stanislawski würde sicher andere Maßnahmen ergreifen, wenn er mit der Trainingsleistung seiner Mannschaft nicht zufrieden ist.