Verein und Fans des FC St. Pauli fiebern der Bundesliga-Rückkehr nach acht Jahren entgegen (Liveticker ab 15.30 Uhr auf abendblatt.de).

Hamburg. Für viele Außenstehende ist es eine der spannendsten Fragen des Wochenendes, Holger Stanislawski nennt es "die unschönste Seite meines Berufs". Und die wird der Trainer des FC St. Pauli in dieser Saison häufiger als zuvor kennenlernen. Wer steht im Kader, und wer bleibt zu Hause? 34-mal wird Stanislawski eine harte Nuss zu knacken haben. Doch es sind die Geister, die er mit dem vor allem in der Breite verstärkten Kader selbst heraufbeschworen hat. Gleich neun größtenteils gestandene Profis werden die wöchentliche Auslese nur unbefriedigt zur Kenntnis nehmen. Dabei wurde es Stanislawski vor dem heutigen Auftakt beim SC Freiburg (Sa., 15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) noch verhältnismäßig leicht gemacht.

Mit Königstransfer Gerald Asamoah (Reha nach Sehnenteilabriss im Oberschenkel), Rechtsverteidiger Moritz Volz (Trainingsrückstand) und Torwart Thomas Kessler (Muskelfaserriss) fallen gleich drei der fünf Neuzugänge zum Start verletzt aus, Spielmacher Charles Takyi (Knieprobleme) musste ebenfalls passen. Die ersten vier Streichkandidaten waren gefunden, die weiteren benannte Stanislawski dann am Donnerstagabend: die Abwehrspieler Jan-Philipp Kalla, Davidson Drobo-Ampem, Marcel Eger und Ralph Gunesch sowie Mittelfeldmann Dennis Daube. Anders als Mannschaft und 2400 Fans musste das Quintett in Hamburg bleiben. St. Paulis Rückkehr in die Bundesliga nach acht Jahren findet ohne sie statt. Ernüchternd.

Ganz anders die Gefühlswelt bei den am Freitagmorgen mit dem Flugzeug aufgebrochenen Kollegen. Die Vorfreude scheint kaum noch steigerungsfähig. Mit Selbstvertrauen und offensivem Spiel wollen sie dem aus der Zweiten Liga noch gut bekannten Gegner gegenübertreten. "Ich erwarte zwei offensiv eingestellte Mannschaften. Es werden viele Tore fallen", prognostiziert Stanislawski. Dass den Breisgauern mit Toprak, Flum und Neuzugang Pamic ebenfalls drei potenzielle Stammkräfte verletzt fehlen, die Angreifer Cisse und Reisinger zudem angeschlagen sind, werde die Leistungsstärke nicht schmälern, glaubt der Trainer: "Ich gehe ohnehin davon aus, dass der eine oder andere noch schlagartig fit wird, der vor ein paar Tagen noch verletzt gemeldet worden war." St. Pauli hat sich vorbereitet, Freiburg zuletzt beim 1:0-Pokalsieg in Oberneuland beobachtet und auch das Wetter im Blick. "Da unten ist ja irgendwie immer gutes Wetter. Wir erwarten 30 Grad."

Ein Platz an der Sonne, der Gunesch und Co. verwehrt bleibt. Immerhin können die Daheimgebliebenen die Partie im TV verfolgen. Die Zweite Mannschaft, die Gunesch, Eger und ein dritter Profi beim Oberligaspiel gegen den Meiendorfer SV unterstützen werden, spielt erst am Sonntag. Ein schwacher Trost, aber immerhin. Und in der kommenden Woche könnte die hohe Leistungsdichte schon wieder Segen statt Fluch sein. "Über die Saison wird es ganz verschiedene Spieler treffen", verspricht Stanislawski. Nur einer wird jedes Mal vor einer undankbaren Entscheidung stehen. Er selbst.