Heute vor 15 Jahren war der FC St. Pauli zum ersten und einzigen Mal Tabellenführer der Bundesliga. Ob sich Geschichte wiederholt?

Hamburg. Zeitzeugen berichten von ausschweifenden Jubelarien. Auf dem Feld wie auf dem Platz fassten sich die Beteiligten immer wieder ungläubig an den Kopf. Am 12. August 1995, heute vor 15 Jahren, stand der FC St. Pauli an der Spitze des deutschen Fußballs. Der 4:2-Heimsieg gegen den TSV 1860 München war gleichbedeutend mit der Tabellenführung am ersten Bundesligaspieltag und sorgte dafür, dass Trainer Uli Maslo am Abend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF zu Gast war. Spitzenreiter FC St. Pauli - zum ersten und bislang auch einzigen Mal in der 100-jährigen Vereinsgeschichte.

"Wir waren damals unglaublich motiviert, da Münchens Trainer Werner Lorant uns eine Steilvorlage lieferte. Er hatte vor der Partie über einzelne Spieler von uns gelästert, dass sie viel zu langsam seien. Wir haben dann aber ein richtig gutes Spiel abgeliefert, hätten noch viel höher gewinnen können. Dass es am Ende trotzdem reichte, war natürlich der Hammer", erinnert sich Mittelfeldspieler Carsten Pröpper, der Daniel Borimirovs Führungstreffer aus der 38. Minute keine 120 Sekunden später wieder ausglich und so den ersten der vier Hamburger Treffer erzielte. "Eins meiner wenigen Tore mit dem linken Fuß", sagt Pröpper und lacht.

Wie damals geht der FC St. Pauli als Aufsteiger und Außenseiter in die neue Saison. Ob sich Geschichte wiederholt? Immerhin tragen die Erben das Motto mit dem Slogan der ARD-Fernsehlotterie bereits auf der Brust: Ein Platz an der Sonne. "Soweit ich das beurteilen kann, darf man von der aktuellen St.-Pauli-Mannschaft einiges erwarten. Aber die Tabellenführung? Wenn, dann wahrscheinlich nur an den ersten zwei, drei Spieltagen zu Saisonbeginn", glaubt Pröpper, der mittlerweile in Wuppertal lebt. Das Auftaktprogramm mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg und der Millerntor-Premiere eine Woche später gegen die TSG Hoffenheim, lässt allerdings durchaus Raum für entsprechende Träumereien. Die Freiburger beendeten die vergangene Saison als Tabellen-14., und die Kraichgauer, die die Saison als Elfter abschlossen, konnten noch nie gegen die Elf von Trainer Holger Stanislawski gewinnen.

Dass zwei Siege zum Start allerdings nicht gleichbedeutend mit der Tabellenführung sein müssen, wurde bereits 1995 deutlich. Da Bayern München dem 3:2-Auftakterfolg über den HSV einen 6:2-Auswärtssieg beim Karlsruher SC folgen ließ, genügte der 2:0-Sieg St. Paulis in Freiburg nicht. Pröpper und Co. waren früh wieder vom Thron gestürzt worden. "Egal, das war damals wirklich lustig. Wir wurden eine Woche lang abgefeiert, viele schnitten sich die Tabelle aus der Zeitung aus." Die Optimisten unter den Anhängern dürften die Scheren schon griffbereit haben. Zumal sich für den Idealfall die Geschichte gleich doppelt wiederholen würde. Der Gast im "Aktuellen Sportstudio" steht für den 21. August bereits fest: Holger Stanislawski.

Am Freitag können Vereinsmitglieder Steh- und Sitzplatzkarten für die ersten drei Heimspiele gegen Hoffenheim, den HSV und Dortmund kaufen. Das Kartencenter öffnet um 10 Uhr.