Letzter Test des FC St. Pauli bei Arminia Hannover simuliert Pflichtspiel-Abläufe - Kessler, Kalla, Eger und Drobo-Ampem bleiben zu Hause.

Hamburg. Eigentlich hätte Jan-Philipp Kalla in diesen Tagen allen Grund zur Freude. Heute feiert St. Paulis Abwehrmann seinen 24. Geburtstag, bereits am Montag wurde Sohn Leo ein Jahr alt. So richtig zum Feiern ist dem ehemaligen Concordia-Spieler dennoch nicht zumute, weil es beruflich derzeit für ihn alles andere als wunschgemäß läuft. Sechsmal durfte der Verteidiger in den bisherigen elf Testspielen auflaufen. Nur sechsmal könnte man auch sagen, denn eine ähnlich schlechte Einsatzstatistik haben sonst nur Feldkollegen vorzuweisen, die entweder nicht von Saisonbeginn an dem Kader angehörten, eigentlich den Amateuren zugeordnet sind oder verletzungsbedingt Auszeiten nehmen mussten.

Kalla dagegen fühlt sich topfit. Wie schon im Verlauf der Vorsaison, als er in der Rückrunde in der Ersten kaum noch spielte, scheint er aber bei Holger Stanislawski im Abseits zu stehen. Der Trainer hatte zu Beginn der Vorbereitung angekündigt, allen Profis die gleichen Bewährungsmöglichkeiten bieten zu wollen. Er setzte dies auch um, einzig Kalla fällt durchs Raster - auch was den Stellenwert der Partien betrifft, in denen er zum Einsatz kam. Die Test-Heimspiele gegen die nominell stärksten Gegner der Vorbereitung, Leverkusen und Santander, verfolgte er als Einziger komplett als Zuschauer. "Natürlich hätte ich gern mehr Einsätze bekommen", sagt Kalla. "Im ersten Moment ist man auch enttäuscht, wenn es heißt, dass man in der Zweiten spielen soll. Ich versuche aber, das Positive daraus zu ziehen, mir dort Praxis und Selbstvertrauen zu holen. Ich hänge mich auch im Training voll rein, da kann man mir nichts nachsagen."

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Dennoch war es keine große Überraschung, als gestern der Kader für den letzten Test am Sonnabend (15.30 Uhr) beim Oberligisten Arminia Hannover verkündet wurde und Kalla einmal mehr nicht dazugehörte. Wie Torhüter Thomas Kessler, die Verteidigerkollegen Marcel Eger und Davidson Drobo-Ampem sowie die Verletzten Gerald Asamoah, Moritz Volz, Florian Bruns, Richard Sukuta-Pasu und Matthias Lehmann nimmt er damit nicht an der Generalprobe für das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal am Wochenende darauf beim Chemnitzer FC teil. Stanislawski bemühte sich in den vergangenen Tagen, den öffentlichen Stellenwert des Tests klein zu halten. "Für mich war das Spiel in Eutin am Mittwoch genauso wichtig wie das gegen Hannover", sagte der Coach. Das Drumherum legt jedoch eine andere Deutung nahe.

Der Tross der Kiezkicker bricht bereits heute Vormittag gen Hannover auf, nachmittags wird in Barsinghausen trainiert, wo die Profis auch im Hotel Fuchsbachtal übernachten werden. Viel Aufwand für ein gewöhnliches Freundschaftsspiel. Dennoch erklärte Stanislawski, ganz Trainerfuchs, dass die Nominierung für die Partie keine Rückschlüsse für die nächsten Spiele zulasse.

Tatsächlich könnte noch der eine oder andere Angeschlagene in den Kader rücken, auch Spieler wie Marcel Eger machen sich weiter Hoffnungen, beim Pflichtspielauftakt dabei zu sein. Niemand durfte in der Vorbereitung länger sein Können unter Beweis stellen als der 27-Jährige, der bislang auf 510 Einsatzminuten kam. Mehr Spiele als der Franke absolvierten nur Ralph Gunesch und Bastian Oczipka. "Mich hat gefreut, dass ich sehr gut in den Spielrhythmus reingekommen bin", sagt Eger. Von einer möglichen Ausleihe angesichts des Überangebots an Verteidigern will er nichts wissen: "Darüber hat mit mir niemand gesprochen. Ich weiß außerdem, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann."

Auch Jan-Philipp Kalla will sich durchbeißen. Kraft für seinen weiten Weg zum Stammplatz sammelt er in der Familie. "Privat läuft alles wunderbar", sagt er und schwärmt von den Momenten, in denen Sohn Leo auf ihn zugekrabbelt kommt. Das größte Geschenk, auch an seinem Geburtstag. Ein Busticket nach Hannover hätte er sich trotzdem gewünscht.