Carlos Zambrano ist der letzte Neuzugang des Sommers

Hamburg. Während keine hundert Meter entfernt neben dem Fanshop Restposten alter Kollektionen verramscht wurden, standen die Profis des FC St. Pauli Sonnabendnachmittag auf dem Rasen des Millerntor-Stadions in Reih und Glied und präsentierten den Fotografen sich selbst und ihre neuen Trikots: Bronzefarben in der Sonne schimmernd und mit dem passenden Slogan des Hauptsponsors ("Ein Platz an der Sonne"), der auf den Heimtrikots allerdings durch den Spruch "Helfen und Gewinnen" ersetzt werden soll. Einer nach dem anderen wurde abgelichtet. Die Nummer eins, Benedikt Pliquett, klick; mit der zwei, Florian Lechner, klick; die vier, Fabio Morena, klick; mit der Nummer fünf - einer der Fotografen schaut kurz über den Rand seiner Kamera hinweg: "Herzlich Willkommen", ruft er und drückt auf den Auslöser. Es sollte nicht der letzte Willkommensgruß sein, der Carlos Zambrano an seinem ersten Arbeitstag für den FC St. Pauli zuteil wurde.

Zambrano, von seinem bisherigen Trainer Felix Magath hochgelobter Innenverteidiger, trägt die nächsten zwei Jahre die Farben des FC St. Pauli. Beim abgebenden Verein Schalke 04 hat der Peruaner seinen Vertrag zwar frühzeitig bis 2013 verlängert, er wird also nur ausgeliehen, die Hamburger besitzen allerdings eine Kaufoption. "Ich habe selbst nicht verstanden, warum die Verhandlungen sich so lange hinzogen", ließ Zambrano via Fabio Morena ausrichten. "Ich hätte mir gewünscht, früher hier gewesen zu sein." Zambrano versteht die deutsche Sprache schon sehr gut - 2006 kam er als 17-Jähriger nach Deutschland -, selbst Deutsch zu sprechen traut er sich noch nicht. Ungewöhnlich, denn Zambrano ist nun der einzige Spieler im Kader, der der deutschen Sprache nicht zu hundert Prozent mächtig ist. Der Verein hat doch wieder einen Exoten, nachdem man so viel Wert darauf gelegt hatte, dass alle Spieler untereinander Deutsch sprechen.

Die Gründe, warum der Klub Zambrano trotzdem verpflichtete, liegen auf der Hand: Er hat bei Schalke eine hervorragende Ausbildung genossen, in der vergangenen Bundesliga-Saison kam er auf 16 Einsätze. Er kann in der Abwehr flexibel eingesetzt werden und er sammelte in zehn A-Länderspielen für Peru sogar internationale Erfahrung. "Für sein Alter verfügt er bereits über ein hohes Spielverständnis, er kann Situationen sehr gut voraussehen und er spielt kompromisslos", sagt Trainer Holger Stanislawski, der bereits im Sommer letzten Jahres Kontakt zu Zambrano aufgenommen hatte, den Deal aber zunächst nicht konkretisieren konnte.

Jetzt sind alle froh, dass er da ist. "Mit Carlos Zambrano ist der Kader komplett", bestätigte Sportchef Helmut Schulte. "Ich freue mich auf die Aufgabe", sagte Zambrano, der am Sonnabend seinen 21. Geburtstag feierte. "Feliz Navidad" begrüßte eine Fernsehreporterin den Neuling. Sie wollte ihm wohl gratulieren, wünschte ihm aber frohe Weihnachten. Kann bei einem Exoten schon mal passieren.