Er zieht es vor, im Team zu arbeiten. Und er spricht gern in der Mehrzahl. "Ein Ich wird man von mir selten hören", sagt Stefan Orth. Prinzipien, die nun auf eine harte Probe gestellt werden. Überraschend wurde der 43-Jährige gestern zum Präsidenten des FC St. Pauli und damit zum Nachfolger von Corny Littmann bestimmt.

Gemeinschaftssinn hat der gebürtige Bergedorfer draußen hinterm Deich früh erlernt. Im Elternhaus und auf dem Sportplatz des SV Curslack-Neuengamme, mit dem er es Mitte der 80er-Jahre als Stürmer in die Landesliga schaffte. Eine Zeit, in der er auch begann, ans Millerntor zu gehen. Orth wurde Fan des FC St. Pauli - der Übergang zum Sponsor war fließend.

Es war ein langer und leiser Aufstieg, den er parallel auch als Geschäftsführer der Ute Orth Bekleidung & Technik GmbH erlebte. Die Firma trägt den Namen seiner 1995 verstorbenen Mutter und wuchs unter seiner Führung zum überregional aktiven Unternehmen. "Wir sind einer der führenden Großhändler im Norden", sagt Orth.

Ganz so fremd ist ihm das Leben an exponierter Stelle also nicht, zumal er mit Ehefrau Maren und Sohn Henry, 13, einem HSV-Fan, in Escheburg lebt - "im südöstlichsten Haus der Hansestadt", wie er mit einem Augenzwinkern sagt. In der Landesliga schoss er den VfL Geesthacht einmal mit 13 Toren im Alleingang ab. Ein Rekord für die Ewigkeit, an den ein goldener Schuh erinnert. Damals überreicht von "Uns Uwe" Seeler an "Wir Stefan" Orth.