Dietmar Demuth, Aufstiegstrainer von 2001, spricht im Interview über die Bundesligareife des FC St. Pauli und den bebenden Kiez

Hamburg. In einem dramatischen Saisonfinale führte Dietmar Demuth St. Pauli 2001 durch ein 2:1 in Nürnberg in die Bundesliga. Heute trainiert er den Regionalligisten Babelsberg.

Abendblatt:

Zwei Spieltage vor Saisonende hat St. Pauli die große Chance, in die Bundesliga aufzusteigen. Sie kennen die Situation. Was kann noch schief gehen?

Dietmar Demuth:

Man kann die Spiele verlieren.

Und wie verhindert man das am besten?

Indem man sich konzentriert und auf seine Stärken besinnt. Die Jungs werden das Ding schon schaukeln.

Sie haben Ihrer Mannschaft vor neun Jahren immer wieder eingebläut, dass sie nichts zu verlieren hat. Trainer Holger Stanislawski scheint sich das gemerkt zu haben...

Es ist doch auch so. Die Mannschaft damals war ein zusammengewürfelter Haufen, alle sahen uns als Absteiger Nummer eins. Ich habe den Spielern immer vor Augen geführt, was sie schon erreicht haben. Als Trainer versucht man den Druck zu minimieren.

Hätten Sie gedacht, dass Stanislawski und André Trulsen mal ein erfolgreiches Trainerteam werden würden?

Die beiden haben sich als Spieler schon sehr gut verstanden. Das heißt noch lange nicht, dass sie auch als Trainer die gleiche Philosophie vertreten, aber es scheint zu klappen. Stani hat sicherlich das Hütchen auf, Truller hat aber auch schon gezeigt, dass er eine Mannschaft führen kann, als Stani seinen Fußballlehrer gemacht hat.

Was muss anders laufen als 2002, damit der Klub nicht gleich wieder absteigt?

Wir haben damals konstant am Limit gespielt, um überhaupt den Aufstieg zu schaffen. Ich glaube, dass in der jetzigen Mannschaft mehr Potenzial steckt, dass sie sich steigern kann. Mit Vereinen wie Bochum oder Freiburg, Mannschaften aus dem unteren Drittel, kann St. Pauli gut mithalten.

Ist der Verein reifer für die Bundesliga als noch vor neun Jahren?

Ja. Das ganze Umfeld arbeitet professioneller. Ich musste damals durch Hamburg fahren, um Trainingsplätze zu besorgen. Die Voraussetzungen für den Verbleib in der Bundesliga sind in jedem Fall besser geworden.

Was erwartet den Kiez, wenn St. Pauli tatsächlich aufsteigt?

Dann wird der Kiez beben. Party ohne Ende. Da ist St. Pauli jetzt schon erstligareif.