Hamburg. So groß die Rivalität zwischen den Anhängern von Hansa Rostock und dem FC St. Pauli auch ist, im Kampf für Fanrechte sind sie einer Meinung. Die Reduzierung des Gästekontingents für das Nordderby stieß in beiden Fanlagern auf Ablehnung. "Stellt euch vor, es ist Fußball und keiner darf hin...", stand auf einem Banner, das die Rostocker Fans im leeren Gästeblock aufgehängt hatten. St. Paulis Ultras (USP) machten ihrerseits vor dem Spiel mit einer zweifelhaften Protestaktion deutlich, wie es sein kann, nicht ins Stadion gelassen zu werden. Die Fangruppe versperrte bis drei Minuten nach Anpfiff alle Zugänge zur Südtribüne und zog mit dieser Aktion den Unmut anderer Zuschauer und der Vereinsführung auf sich.

"Das ist eine Nötigung, die nicht zu tolerieren ist", sagte St. Paulis Präsident Corny Littmann. "Wir haben kein Problem mit einem Boykott, aber wir haben ein Problem, wenn Menschen zum Boykott gezwungen werden." Anhänger der Kiezkicker auf der Südtribüne, sowohl auf den Steh- als auch auf den Sitzplätzen, hatten ihren Zorn zuvor mit Pfiffen gegen die Ultras und Sprechchören wie "Fußballmafia USP" geäußert. Auf ein Auflösen der Blockade durch den Ordnungsdienst oder die Polizei war laut Sicherheitsbeauftragtem Sven Brux bewusst verzichtet worden.

Der Graben innerhalb des eigenen Fanlagers ist durch die USP-Aktion noch tiefer geworden. Bereits beim Verkauf der Dauerkarten für die nächste Saison hatte es Kritik an den Ultras gegeben, die für die Vergabe zuständig sind. Andererseits beschwerte sich USP über zu wenig Engagement auf den Stehplätzen der Südtribüne. Diesmal blieben ihre eigenen Sprechgesänge aus Protest zeitweise komplett aus.

Es bleibt abzuwarten, wie der Verein auf die Anarchie im Fanblock reagieren wird. Littmann glaubt an einen Selbstreinigungsprozess im Fanlager. Er ermutigte gleichzeitig die Anhänger, sich gegenüber der Vereinsführung zu positionieren. "Wir scheuen die Auseinandersetzung nicht", sagte der Präsident.