Hamburg. Sie hatten es angekündigt. "Wir fordern das Präsidium des FC St. Pauli auf, unverzüglich zur gemeinsam beschlossenen Linie zurückzukehren und alle erforderlichen Rechtsmittel gegen die polizeiliche Verfügung einzulegen. Andernfalls werden wir auf verschiedenen Wegen deutlich machen, dass wir diese massive Einschränkung elementarer Fanrechte nicht unwidersprochen hinnehmen", hieß es in dem offenen Brief des Ständigen Fanausschusses vom 17. März.

Nun wird der Unmut über die Haltung der Vereinsführung in der Diskussion um Sicherheitsmaßnahmen für das Rostock-Spiel auch sichtbar. Im Fadenkreuz: Präsident Corny Littmann.

Der 57-Jährige hatte sich zum Kämpfer und Bewahrer für Fanrechte erklärt und das reduzierte Kartenkontingent (500) für die Rostocker Fans als Verhandlungserfolg bewertet, da die Polizei eine Null-Lösung angestrebt habe. Nachdem DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus aber drei Tage darauf im "Abendblatt" erklärte, dass Littmann die DFL im Vorfeld gebeten habe, anzuweisen, keine Tickets an Rostocker auszugeben, steht der Präsident verstärkt in der Kritik.

Die Banner, die in der vergangenen Woche am Stadion angebracht worden waren, wurden von Vereinsmitarbeitern umgehend entfernt. Auch die daraufhin initiierte zweite Protestwelle mit Aufschriften wie "Demokratie wagen. Kritische Banner hängen lassen! ... und nicht uns", ebbte schnell wieder ab. Die Banner hingen nur kurz. Am Sonntag folgen öffentlichkeitswirksamere Aktionen. Zum einen verzichtet "Ultra Sankt Pauli" auf eine Choreografie, und im Stadion wird eine kostenlose Ausgabe des Fanzines "Übersteiger" verteilt. Auf 10 000 gedruckten Exemplare ist eine Karikatur Littmanns abgebildet. In Anlehnung an die Lügengeschichten des Pinocchio trägt die Ausgabe den Namen "Cornocchio-Spezial".