Die Kiezkicker bewältigen die erste von 17 Etappen bis zum erhofften Aufstieg nicht schön, aber effektiv. Mit 2:0 gewannen die Kiezkicker in Ahlen.

Ahlen. Das Wersestadion in Ahlen liegt mitten in einer ehemaligen Bergarbeiterkolonie. Bis ins Jahr 2000 wurde auf der benachbarten Zeche "Westfalen" Kohle gefördert. Früher malochten dort bis zu 5500 Menschen - Staub und Schweiß, Vergangenheit. Dass der Auftritt des FC St. Pauli bei Rot Weiss am Sonnabend trotzdem mit einem "dreckigen Sieg" endete, hatte auch eher andere Gründe. Zum einen lag es am Platz, der wegen der Witterungsbedingungen der vergangenen Wochen im Spielverlauf immer mehr einen erdigen Braunton annahm. Zum anderen an der Art und Weise, wie das 2:0 (0:0) der Kiezkicker zustande kam.

Im Duell des Tabellenletzten gegen den Zweiten, gleichzeitig auch der Vergleich des kleinsten (55 000 Einwohner) mit dem zweitgrößten (1,78 Mio.) Standort der Zweiten Liga, hatte nämlich der vermeintliche Außenseiter lange Zeit mehr vom Spiel. 10:0 Ecken zeugten vom Versuch der Ahlener, endlich den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. "Sie haben es uns erwartungsgemäß schwer gemacht", erklärte St. Paulis Trainer Holger Stanislawski nach der Partie. "Das sind Spiele, die man spielen muss, aber eigentlich nicht spielen möchte, weil man schon vorher weiß, was einen erwartet."

Konkret bedeutete dies, dass Ahlen versuchte, mit langen Bällen auf Stürmer Bröker zum Erfolg zu kommen und defensiv geschickt die Räume eng machte. St. Pauli wiederum tat sich schwer, bemühte sich, trotz des holprigen Untergrunds spielerische Akzente zu setzen, was vor allem in der ersten Hälfte jedoch nur selten gelang. Es dauerte 32 Minuten, ehe die Hamburger erstmals gefährlich vor dem Kasten des ehemaligen HSV-Torhüters Sascha Kirschstein auftauchten. Noch nach über einer Stunde forderten die eigenen Anhänger, die Mannschaft solle endlich aufwachen.

"Wir haben teilweise zu langsam gespielt, waren nicht mutig genug im Fordern der Bälle", kritisierte Stanislawski, der sich am Tag danach trotzdem unter dem Strich sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams zeigte. Man habe den Kampf angenommen und in der Defensive gut gestanden, lobte der Coach, der die Partie als erstes Anzeichen für einen positiven Verlauf der Rückrunde wertete.

Stanislawski hatte in Ahlen auf Erfahrung gesetzt, Florian Lechner und Fabian Boll auf den vakanten Positionen hinten links und in der defensiven Zentrale gebracht. Es waren jedoch andere, die am Ende den Sieg einleiteten: Der eingewechselte Deniz Naki passte in der 77. Minute auf den ebenfalls von der Bank gekommenen Rouwen Hennings, der Marius Ebbers maßgenau bediente. Der Torjäger ließ sich die Chance nicht nehmen und traf per Flugkopfball zur schmeichelhaften Führung. "Deniz hat eine unheimliche Belebung gebracht", meinte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte. Der U-19-Europameister war auch am zweiten Treffer maßgeblich beteiligt, als Kirschstein seinen abgefälschten Schuss nicht festhalten konnte und der Sekunden zuvor eingewechselte Richard Sukuta-Pasu im Nachschuss für die Entscheidung sorgte (87.).

"Man braucht Geduld in solchen Spielen", sagte Stanislawski, "und die haben wir bewiesen. Wir werden noch 16 solche Spiele erleben." Für die Fans bleibt zu hoffen, dass doch noch das eine oder andere ansehnlichere als das in der einstigen Bergarbeiterstadt Ahlen dabei sein wird.

Ahlen: Kirschstein - Busch, Di Gregorio, Döring, Pelzer - Gorschlüter, Kern - Lartey (85. Köse), Ollé Ollé - Bröker, Tankulic (72. Özkara).

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Thorandt, Gunesch, Lechner - Lehmann, Boll (65. Hennings) - Bruns, Takyi (86. Sukuta-Pasu), Kruse (74. Naki) - Ebbers.

Tore: 0:1 Ebbers (77.), 0:2 Sukuta-Pasu (87.). Schiedsrichter: Perl (München). Z.: 6322.