Widrige Platzverhältnisse verhinderten die ersten Ballkontakte des Junioren-Nationalspielers. Erobert er sich einen Platz im Team?

Hamburg. Seinen ersten großen Auftritt hatte Richard (französisch ausgesprochen) Sukuta-Pasu nicht im Millerntorstadion und auch nicht auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße. Der am Sonntagabend angereiste Neuzugang des FC St. Pauli machte sich am Montag nachträglich noch ein paar Weihnachtsgeschenke in einem Sportartikelgeschäft in der Hamburger Innenstadt. "Da habe ich ganz schön abgeräumt. Die werden sich gut an meinen Einkauf erinnern", sagte Sukuta-Pasu gestern gut gelaunt bei seiner offiziellen Präsentation. Weniger Freude hatten die rund fünfzig Fans, die zum Trainingsauftakt an die Kollaustraße gekommen waren und gespannt den ersten Auftritt des für anderthalb Jahre von Bayer Leverkusen ausgeliehenen Offensivspielers erwarteten. Die widrigen Bedingungen auf den beiden Rasenplätzen zwangen die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski zu einer Laufeinheit im nahe gelegenen Niendorfer Gehege.

"Wir sind alle Fußballspieler. Klar hätte ich gerne ein bisschen gekickt, aber das ist schon in Ordnung", sagte Sukuta-Pasu, der sein Glück über die Ankunft beim FC St. Pauli kaum verbergen konnte. "Ich bin super aufgenommen worden. Die Spieler, der Trainer, die Menschen drumherum, alle sind sehr nett. Das macht es mir einfach."

19 Tage hat Sukuta-Pasu Zeit, seinen neuen Trainer von seiner fußballerischen Qualität zu überzeugen. Der ist, ohne ihn auf dem Trainingsplatz gesehen zu haben, schon jetzt sehr angetan. "Er passt absolut in unser Anforderungsprofil", sagt Holger Stanislawski, der viel Wert darauf legt, dass seine Spieler charakterlich zueinander passen. "Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass er uns helfen kann und seine Einsatzzeiten bekommt." Einen Freifahrtschein hat der junge Stürmer jedoch nicht. "Wir haben einen starken Kader, von dem wir überzeugt sind. Letztlich liegt es an ihm selbst." Das hat der 19-Jährige, der zuletzt nur noch in der Regionalligamannschaft von Bayer 04 gespielt hatte, schnell verstanden und spielt den Ball zurück. "Ich werde in jedem Training alles geben, und dann wird der Tag kommen, an dem ich spiele."

Klingt selbstbewusst. Die vielen Erfolge in seiner noch jungen Karriere - er steuerte bei der Europameisterschaft 2008 drei Tore zum Titelgewinn der deutschen U 19 bei, wurde 2007 A-Jugend-Meister mit Bayer Leverkusen und gab in der vergangenen Saison sein Profidebüt in der Bundesliga - haben dem Sohn einer Französin und eines Kongolesen Ruhe und Gelassenheit mit auf den Weg gegeben. "Ich bin nie aufgeregt, bin ein lockerer Typ und lasse alles auf mich zukommen", sagt er lächelnd.

Trotz anderer lukrativer Angebote entschied sich der Mann mit den geflochtenen Haaren und dem kleinen Zopf nach einem Gespräch mit Stanislawski für den FC St. Pauli. "Die Mannschaft spielt tollen, offensiven Fußball, man sieht ihr die Freude und Leidenschaft an und der Trainer ist sehr sympathisch", fasst er die Gründe für seine Entscheidung zusammen. Großen Einfluss hatte auch Vater Daniel Sukuta-Pasu, der die Karriere seines Sohnes fördert und ihn in allen Bereichen unterstützt. "Das war immer schon so. Egal, ob es geregnet hat oder geschneit, er hat mich überall hingefahren. Ich habe ihm viel zu verdanken", sagt der Sohn über seinen 50-jährigen Vater, der früher im Kongo Fußball spielte und heute nach jedem Spiel gemeinsam mit seinem Sohn dessen Fehler analysiert.

Sukuta-Pasu ist ein Familienmensch - und seine Familie ist fußballverrückt. Noch wohnt die neue Nummer 19 des FC St. Pauli im YoHo, sobald er aber eine Wohnung gefunden hat, ziehen auch die Eltern und Schwester Virginie nach Hamburg, um ihn zu unterstützen. "Wenn ich nicht dabei bin, fühlt er sich nicht wohl", sagt Vater Sukuta-Pasu.

Der Verein sollte sich schnell um eine Wohnung für die ganze Familie bemühen, damit es dem Sturmtalent an nichts mehr fehlt und es die erinnerungswürdigen Auftritte auf den Rasen am Millerntor verlegen kann.

Nutzen Sie unseren St. Pauli SMS-Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um den Kultverein.