Ein Katastrophenspiel in Paderborn kostete Patrik Borger einst den Zweitliga-Stammplatz.

Hamburg. Wie ein Häufchen Elend kauerte er an der Strafraumgrenze. Das Spiel des FC St. Pauli beim Tabellenletzten SC Paderborn war längst zu Ende und verloren, doch Torhüter Patrik Borger verharrte nach dem 1:4 noch minutenlang auf dem Platz. Regungslos und den Blick starr nach unten gerichtet.

Dies alles sind Szenen vom 30. März 2008, dem Tag, der Borgers Zweitligakarriere verändern sollte. Nach den Patzern des heute 30-jährigen, einstigen Stammtorhüters, auf dessen Konto damals nicht nur die Pleite in Ostwestfalen ging, war für Holger Stanislawski ein Wechsel unausweichlich. Der Trainer stellte Bendikt Pliquett zwischen die Pfosten - und Borger sollte seither nur noch einmal in Liga zwei auflaufen. Am vorletzten Spieltag der Saison 2008/09 belohnte ihn Stanislawski mit einem Einsatz in Koblenz für seine Geduld.

Wenn es nun am Sonntag für St. Pauli wieder an Borgers "Ort des Schreckens" Paderborn geht, darf sich der Schleswig-Holsteiner zum wiederholten Mal keine Hoffnungen machen, erste Wahl zu sein. Mathias Hain ist gesetzt, dahinter kann Borger nur mit Pliquett um den Platz auf der Bank kämpfen. Weil in der Regionalligamannschaft meist Nachwuchsmann Arvid Schenk (20) das Tor hütet, fehlt Borger das Lebenselixier jedes Fußballers: das Spiel. "Natürlich ist das ein bisschen unbefriedigend", sagt der 1,97-Meter-Riese. "Ich bin aber nicht der Typ, der sagt: ,Ich muss spielen, sonst sorge ich für Ärger'."

Genauso hielt er es auch im Frühjahr 2008, als Stanislawski den wegweisenden Tausch vornahm. "Die Entscheidung, mich aus der Schusslinie zu nehmen, war wohl besser für mich", gab der Keeper, der zuvor 60 Pflichtspiele in Folge gemacht hatte, zu Protokoll. "Der Druck war nach dem Paderborn-Spiel groß." Schon damals habe er aber geahnt, dass die Maßnahme für ihn dauerhafte Konsequenzen haben würde. "Man macht und tut lang als Torhüter, um eine Chance zu bekommen", erklärt Borger. "Wenn man sie dann verloren hat, dauert es lange, um sie wiederzubekommen."

Hin und wieder denkt der Mann, der bei St. Pauli noch immer die Nummer eins trägt, an die Zeit, in der ihn die Boulevardpresse mit Spitznamen wie "Pannen-Paddy" betitelte. Schlagzeilen wie "Stani, mit diesem Torwart steigt ihr ab!", hätten ihn schon beschäftigt, gibt Borger zu, der seine Leistungen als nicht so desaströs wie dargestellt empfand. "Es kann sein, dass ich einen negativen Lauf hatte. Aber wenn man sich die Zahlen anschaut, war das alles gar nicht so schlecht."

Dies war wohl auch der Grund dafür, dass St. Pauli Borgers Vertrag nur acht Tage nach dem Paderborn-Spiel um zwei Jahre verlängerte. Wie es nun nach dem 30. Juni 2010 weitergeht, ist noch unklar. Während sich bei Konkurrent Hain der Kontrakt bei einer bestimmten Anzahl von Spielen automatisch verlängert, läuft auch der Vertrag von Pliquett aus. "Man muss sehen, was der Verein will", meint Borger, der gerne bei St. Pauli bleiben würde. Das Lachen ist dem gelernten Industriekaufmann, den Trainer Stanislawski auch wegen seines positiven Charakters schätzt, bei den Kiezkickern nämlich seit der Enttäuschung von Paderborn höchst selten vergangen. Auch wenn er seinen 27 Zweitligaspielen bislang kein weiteres hinzufügen durfte.