Max Kruse und Jan-Philipp Kalla wirbeln und treffen. Der FC St. Pauli baut die Baustellen-Serie weiter aus: acht Spiele, acht Siege und 19:0 Tore.

Hamburg. Jan-Philipp Kalla strahlte und steckte sich seinen Daumen in den Mund. Es lief die 14. Spielminute der Partie gegen Union Berlin, und der 23-jährige Linksverteidiger hatte soeben das 2:0 für den FC St. Pauli erzielt. Ein Torjubel als Gruß an Sohnemann Leo (17 Wochen), der seinen Mittagsschlaf auf der Haupttribüne trotz des gestiegenen Lautstärkepegels unbeeindruckt fortsetzte. "Ein schöner 1. Advent", sagte Kalla nach dem Abpfiff und hatte sein Grinsen konservieren können. 3:0 gewonnen, ein Tor erzielt und mehrere verhindert. Kalla gelang der Mix aus defensiver Notwendigkeit und offensiver Stärke: nach nur sieben Saisonminuten hätte sein Debüt in der Startelf kaum erfolgreicher verlaufen können.

Nah dran an der Perfektion war auch die gesamte Mannschaft in der ersten Halbzeit gewesen. Zweikampfstark wurden im Mittelfeld die Bälle erobert, dank schnellen Umschaltens, Spielwitz und Passgenauigkeit kamen die Hamburger zu einer Fülle an Großchancen - vornehmlich über die linke Seite. Das latent rechtslastige Spiel wurde gegen Union verkehrt. Max Kruse stellte die Berliner Hintermannschaft vor einige unlösbare Aufgaben, legte nach gelungenen Dribblings mehrfach uneigennützig für die Kollegen auf und trug sich wie Kalla in die Torschützenliste ein. "St. Pauli war im Gegensatz zu uns einfach geil auf Tore", stellte Berlins Mattuschka einen der vielen großen Unterschiede heraus. Der Abriss der Haupttribüne am Millerntor schien auf die Elf von Trainer Holger Stanislawski, der neben den gesperrten Florian Lechner und Deniz Naki auch den von einem Magen-Darm-Infekt geschwächten Fabian Boll ersetzen musste, inspirierende Wirkung zu haben. St. Pauli zerlegte den Aufsteiger in seine Einzelteile und wurde vom euphorisierten Anhang mit Standing Ovations in die Halbzeitpause begleitet. "Das 3:0 war aber viel zu wenig", übte Fabio Morena leise Kritik, die bezüglich der zweiten Halbzeit dann deutlich an Lautstärke zunahm: "Das Verhalten gegen den Ball war da so schlecht wie noch nie. Wir können froh sein, dass Union das nicht ausgenutzt hat."


So aber konnte sich Sportchef Helmut Schulte über "ein wunderschönes Ergebnis" freuen, "das war der erste Programmpunkt ohne Haupttribüne und die Fortsetzung unserer Erfolgsserie vor drei Rängen." Nach sieben Partien in der Zeit zwischen Abriss und Neubaubeginn der Südtribüne 2007 sowie dem Sieg über Union kann St. Pauli auf eine makellose Bilanz verweisen: acht Spiele, acht Siege, 19:0 Tore! Zahlen und Werte, die in zwei Wochen - nach dem Auswärtsspiel in Koblenz - gegen Greuther Fürth noch einmal ausgebaut werden sollen.

Wohl auch unter der Mithilfe Kallas. "Es macht Spaß mit Max auf der linken Seite. Ich habe mich heute für weitere Aufgaben angeboten, der Trainer muss entscheiden." Der war nach den 90 Minuten voll des Lobes über seinen Linksverteidiger, den er in den Monaten zuvor eher links liegen lassen hatte. "Nein", widerspricht Stanislawski und erzählt von einem ausgedehnten Einzelgespräch, das er mit seiner Nummer 27 vor einigen Wochen geführt habe: "Wir haben uns über sein Leben und den Wandel unterhalten. Er ist Vater geworden, bei ihm hat sich einiges verändert. Aber seitdem ist er auf dem richtigen Weg, arbeitet konzentrierter und hatte sich die Chance verdient. Er war heute unser bester Defensivspieler, ich bin sehr zufrieden mit ihm."

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Kalla - Daube (71. Hennings), Lehmann - Bruns, Takyi (76. Sako), Kruse (83. Bourgault) - Ebbers.

Berlin: Glinker - Rauw, Stuff (46. Menz), Göhlert, Kohlmann - Younga-Mouhani - Mattuschka, Parensen - Dogan (64. Brunnemann), Gebhardt - Sahin (82. Biran).

Tore: 1:0 Ebbers (9.), 2:0 Kalla (14.), 3:0 Kruse (39.). Schiedsrichter: Wingenbach (Altendiez). Zuschauer: 19.901. Gelb: Younga-Mouhani.

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