Die erste Resonanz im Klub ist trotz der Kosten, die im unteren fünfstelligen Bereich liegen würden, mehrheitlich positiv.

Hamburg. Zweitligafußball, Stadionneubau, Entschuldung, Kontinuität in der Personalpolitik, positive Jahresbilanzen. Der FC St. Pauli hat sich konsolidiert und beschreitet den Weg der Professionalisierung. "Erstmals haben wir richtig viel zu verlieren", sagt Aufsichtsratsvorsitzender Michael Burmester und beschreibt damit die Grundlage einer aktuellen internen Diskussion. Was vor wenigen Jahren noch allenfalls als schlechter Witz durchging, könnte nun Realität werden: Qualitätsmanagement beim FC St. Pauli. Der Verein will sich der ISO-Zertifizierung unterziehen.

Das Verfahren aus der freien Wirtschaft soll Abläufe und Prozesse optimieren und ein effizienteres Arbeiten bewirken, Standards schaffen, Zuständigkeiten definieren und in der Konsequenz Kosten reduzieren. Ein externer Gutachter würde Standards und Prozesse überprüfen und dem Klub im Erfolgsfall eine Urkunde ausstellen. "Unter Blut, Schweiß und Tränen haben wir in den letzten Jahren Sachen erreicht, die es nun zu bewahren gilt. Wir wollen nicht mehr wie in der Vergangenheit von Sonnenkönigen abhängig sein. Mit der Zertifizierung würden wir personenunabhängiger werden", erklärt Christoph Kröger, Burmesters Stellvertreter und Initiator der ungewöhnlichen Idee.

Im Frühjahr machte Kröger seine Gedanken auf einer Aufsichtsratssitzung öffentlich, bei einem für das vergangene Wochenende in Augsburg geplanten Strategie-Meeting sollte das Präsidium miteinbezogen werden. Da das Treffen abgesagt wurde, steht das Thema nun für die nächste Sitzung auf der Agenda. "In einer Organisation wie dem FC St. Pauli mit seinen zahlreichen Gesellschaften und Millionen-Umsätzen ist dieser Prozess notwendig", sagt Kröger, der sein Anliegen als Denkanstoß betrachtet: "Wir werden eine völlig ergebnisoffene Diskussion führen." Zudem sei zu überlegen, ob Qualitätsmanagement und Zertifizierung im gesamten Verein oder nur in Teilbereichen durchgeführt werden sollten. "In jedem Fall wären wir der erste Profiklub, der diesen Weg gehen würde - nicht nur im Fußballbereich", sagt Kröger.

Die erste Resonanz im Klub ist trotz der Kosten, die im unteren fünfstelligen Bereich liegen würden, mehrheitlich positiv. "Man muss sehen, ob das mit verhältnismäßigem Aufwand zu realisieren ist. Grundsätzlich halte ich das aber für ein spannendes Thema", sagte Geschäftsführer Michael Meeske dem Abendblatt. "Man könnte ja auch im sozialen und ideellen Bereich Standards schaffen. Unsere gerade verabschiedeten Leitlinien gehen ja in diese Richtung", will Kröger seinen Vorschlag nicht als bloßen Wirtschafts-TÜV verstanden wissen. Außerdem habe der Verein in Bereichen wie dem Lizenzierungsverfahren bereits ähnliche Prozesse geschaffen, wie Burmester betont: "Controller Rene Wenck leistet dort hervorragende Arbeit. Wir sind endlich in der Lage, langfristig zu denken. Diese Möglichkeit sollten wir auch nutzen."

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