Finanziell geht es dem Verein besser denn je, sportlich ist St. Pauli obenauf: Die Jahreshauptversammlung wird wohl sehr ruhig.

Hamburg. Wenn nichts Außerplanmäßiges passiert, erwartet die Mitglieder des FC St. Pauli auf der heutigen Jahreshauptversammlung (JHV) um 18.30 Uhr in Saal 4 des CCH vor allen Dingen eines: Langeweile. Die Zukunft ist bereits geplant, die Weichen sind gestellt. Finanziell geht es dem Verein besser denn je - was ihn dazu veranlasste, vor der JHV keine Bilanzpressekonferenz zu geben -, der Stadionbau ist in trockenen Tüchern, und sportlich hat sich die Mannschaft zu einem heißen Aufstiegskandidaten entwickelt. Trotzdem: Dass die Tagesordnung einer Jahreshauptversammlung nur zehn Punkte beinhaltet und die Wahl eines neuen Kassenprüfers zu den wichtigsten Ereignissen gehört, ist für diesen Verein ungewöhnlich.

2007 ging es wesentlich turbulenter zu. Nachdem im Frühjahr auf einer außerordentlichen Versammlung ein Machtkampf zwischen Vorstand und dem nur wenige Monate zuvor, auf der JHV 2006, gewählten Aufsichtsrat tobte, wurde Littmann kurzzeitig seines Amtes enthoben, um später per einstweiliger Verfügung wieder eingesetzt zu werden. Auf der JHV im Herbst wählten die Mitglieder Littmann und seine vier Stellvertreter dann für weitere vier Jahre zum Präsidenten. Außerdem stemmten sich die Mitglieder unter dem Motto "Die Binnenalster heißt auch nicht Astra-Pfützchen" gegen die Idee des Klubs, den Stadionnamen zu veräußern. 2008 verkündete Präsident Corny Littmann auf der schon sehr friedlichen JHV die euphorisch gefeierte Vertragsverlängerung von Trainer Holger Stanislawski. Littmann sagte damals: "Erschreckend. Alle Verantwortlichen ziehen an einem Strang."

All diese Maßnahmen, Anträge und Wahlen der letzten drei Jahre haben bewirkt, dass der Verein erfolgreich wirtschaftet und Fußball spielt - und dass es heute nichts zu verhandeln gibt. Sportchef Helmut Schulte sagte dem Abendblatt vor Kurzem: "Jeder tut genau das, was er tun will." Deshalb ist der Chaos-Klub vergangener Tage auf dem Weg, ein harmonisch funktionierender Profiverein zu werden. Vielleicht gibt genau das ja Anlass zu Diskussionen.